Beim 2:1-Sieg gegen St. Pauli erwischte Arthur einen schlechten Tag. Der Brasilianer musste durchspielen, weil Xabi Alonso bei Alternative Nordi Mukiele keinen langen Ausfall riskieren wollte. Dementsprechend milde fiel das Urteil des Trainers aus.
Brasilianer darf trotz Schwächen durchspielen
Xabi Alonso ist ein Trainer, der seine Spieler im Regefall öffentlich nicht hart kritisiert. Bestes Beispiel: Als Piero Hincapie beim 5:2 gegen Heidenheim den Ball fahrlässig nahe der eigenen Eckfahne verlor und so einen Gegentreffer verschuldete, attestierte der Spanier ihm nach dem Spiel einen „kleinen Fehler“, ohne mit der Wimper zu zucken.
Nach dem 2:1-Sieg gegen den FC St. Pauli am Samstag aber musste der 43-Jährige selbst lächeln, als er seine Bewertung zum Brasilianer Arthur kundgetan hatte. „Gut“ habe dieser gespielt, so das Ein-Wort-Statement des Trainers, der natürlich wusste, dass der 21-Jährige alles andere als eine lobenswerte Leistung gebracht hatte.
Arthur wandelte auf Wendells Spuren
Von Beginn an hatte der Rechtsverteidiger gegen den Aufsteiger Probleme gehabt. Und Glück, dass ihn Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck nach einem Foul an der seitlichen Strafraumkante an Oladapo Afolayan nicht früh verwarnte. Der junge Brasilianer agierte schlichtweg unglücklich, rutschte zudem wiederholt aus. Wie auch beim Gegentreffer, als er sich im Strafraum von Morgan Guilavogi eindrehen ließ.
Viel zu ungestüm hatte Arthur versucht, den Flügelstürmer zu attackieren, und war erneut auf dem Hosenboden gelandet, während Guilavogui darauf zum Anschluss traf. Mit seinen Rutscheinlagen wandelte Arthur auf den Spuren seines Landsmannes Wendell (heute FC Porto), der von 2014 bis 2021 bei Bayer 04 auch ab und an mit fehlender Standfestigkeit auffiel und damit dem damaligen Geschäftsführer Rudi Völler einmal sogar bis zur Weißglut trieb.
Doch Xabi Alonso verpackte dies alles in ein „Gut“. Weil es einfach mal solche gebrauchte Tage gibt. Und weil er sich grundsätzlich auf den Brasilianer verlassen kann. Hatte dieser doch beispielsweise am Dienstag beim 1:0-Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale in München als Einwechselspieler sehr aufmerksam auf der rechten Seite verteidigt. Und nach der Vorsaison, die Arthur mit zwei schweren Oberschenkelverletzungen fast komplett verpasste, sind Schwankungen nicht verwunderlich.
Xabi Alonso übte wohl auch Nachsicht, weil er Arthur nicht vorzeitig vom Platz genommen hatte. Warum eigentlich nicht? In Nordi Mukiele stand eine Fachkraft für die rechte Defensivseite im Aufgebot. Doch der Franzose, der in München bis zu seiner Auswechslung für Arthur gut gespielt hatte, war offenbar nur für den größten Notfall vorgesehen.
„Ich wollte nicht riskieren, Nordi für die nächsten Monate zu verlieren.“ (Xabi Alonso)
„Mit Nordi war ich ein bisschen konservativ“, erklärte Xabi Alonso und verwies auf dessen jüngste Verletzung an eben jenem Oberschenkel, der den 26-Jährigen schon bei Paris St. Germain zweimal zu langen Pausen gezwungen hatte. „Das letzte Mal hat er sich nach einem langen Einsatz in Brest dann gegen Stuttgart verletzt. Heute hätte er spielen können, aber bei seinem hinteren Oberschenkelmuskel gab es ein kleines Risiko“, erläuterte der Trainer seinen Verzicht auf diesen Wechsel, „und ich wollte es nicht riskieren, Nordi wieder für die nächsten Monate zu verlieren.“
Um Mukiele zu schützen, ließ Xabi Alonso also Arthur durchspielen. Und schützte diesen dann nach dem Spiel vor weiterer Kritik. Weil er ihn dadurch, dass er ihn nicht auswechselte, zwar auf den ersten Blick gestützt, aber ihm damit eben auch nicht wirklich geholfen hatte.