Tabellenplatz zwei in der Champions League für Bayer und damit das Achtelfinale fest im Blick. Im Pokal die Bayern ausgeschaltet und jetzt Inter Mailand besiegt. Nach sechs Erfolgen in Serie zeigen sich Granit Xhaka und Co. angriffslustig – auch im Titelrennen in der Liga.
Altes Selbstverständnis geweckt
Alessandro Bastoni ist erst 25 Jahre alt, hat aber hat schon einiges erlebt im Fußball: 33 Länderspiele für Italien sowie 38 Auftritte in der Champions League stehen für Inters Abwehrspieler zu Buche. Dazu kommen 191 Einsätze in der Serie A, in der taktische Disziplin und ein starkes Mindset besonders gefragt sind. Und dennoch zeigte sich der Hüne nach dem Leverkusener 1:0-Sieg gegen seine Mannschaft zutiefst beeindruckt.
„Vom physischen und mentalen Standpunkt aus sind sie mit dem Ball eine der besten Mannschaften, die ich je getroffen habe“, lobte der Verteidiger den deutschen Double-Gewinner, dem auch Torhüter Yann Sommer und Abwehrspieler Yann-Aurel Bisseck nach dem Spiel Kränze geflochten hatten.
Inters Bastoni zieht den Vergleich zu ManCity und Arsenal
Und so hob Bastoni auch Mannschaften wie den FC Arsenal und Man City hervor, wobei er Bayer 04 an Dienstagabend sogar mit dem Ball stärker als die beiden englischen Topklubs einstufte. Bastoni besitzt eine gute Bewertungsgrundlage: Hatte er doch mit Inter am 1. Spieltag 0:0 bei den Skyblues gespielt und den 1:0-Sieg gegen die Gunners am 4. Spieltag von der Ersatzbank aus verfolgt.
Ein Urteil, das also auf dem Quervergleich der drei Teams herrührt. Und das umso gewichtiger ist, da die Mailänder aufgrund des späten Gegentreffers auch das fehlende Glück als Erklärung für die Niederlage hätten heranziehen können.
Doch das taten sie nicht. Und zwar nicht, weil das Team von Xabi Alonso ein fußballerisches Feuerwerk abgebrannt hätte, sondern weil der Deutsche Meister mit einer Ruhe und einer Reife den Matchplan von Xabi Alonso umgesetzt hatte, die auch jeder italienischen Spitzenmannschaft gut zu Gesicht gestanden hätte.
Xhaka lobt die Geduld der Mannschaft
Der Auftritt des Teams von Xabi Alonso war zwar alles andere als spektakulär, aber doch beeindruckend. Bayer dominierte die Partie, ließ in der Defensive keine Torchance zu und agierte offensiv mit maximal möglicher Geduld gegen ein nahezu perfekt verschiebendes Mailänder Abwehrbollwerk. „Das ist bei uns in den letzten Wochen viel, viel besser geworden“, erklärte Stratege Granit Xhaka. „Wir spielen wieder mit Geduld. Dass wir nicht unbedingt mit dem ersten oder zweiten Pass das Tor suchen, sondern dass wir einfach von einer Seite zur anderen spielen und irgendwann geht mal eine Lücke auf.“
Oft presste Bayer hoch, formte aber auch bei Bedarf einen stabilen Block, schloss die Linien. „Wir hatten eine gute Stabilität, eine gute Struktur, gute Bewegungen. Haben nicht viele dumme Ballverluste gehabt, mit denen wir ihnen die Chance zum Kontern gegeben hätten, was sie sehr gut können. Das war wirklich wichtig“, analysierte Trainer Xabi Alonso.
„Mental haben wir richtig erwachsen gespielt.“ (Xabi Alonso)
Der Spanier war mit dem Reifegrad seiner Mannschaft hoch zufrieden. „Mental haben wir richtig erwachsen gespielt. Wir haben gut kontrolliert, was wir gemacht haben.“, lobte der 43-Jährige sein Team und urteilte: „Wir haben nicht 20 Chancen gegen Inter erwartet, aber ein paar und dann auch gute. Wir mussten effektiv sein. Das Tor kam spät, aber alles in allem war es verdient.“
Die Partie gegen die bis dahin ohne Gegentreffer durch die Champions League eilenden Mailänder, war eine Standortbestimmung für den deutschen Double-Gewinner. Und diese fiel nicht nur aus Sicht von Xhaka, der als personifizierte Schaltzentrale eine starke Partie ablieferte, durchaus positiv aus.
„Wo stehen wir? Wir haben sechs Spiele nacheinander gewonnen. Das gibt Selbstvertrauen. Das gibt Hoffnung auf viele Sachen“, erklärte der 32-Jährige selbstbewusst, „wir befinden uns in der Champions League auf jeden Fall in einer sehr guten Position.“ So könnte Bayer schon ein Sieg aus den verbleibenden zwei Spielen bei Atletico Madrid und gegen Sparta Prag ausreichen, um unter den ersten Acht zu landen und sich so direkt fürs Achtelfinale zu qualifizieren.
Aus dem Auftritt zieht Bayer auch Hoffnung für die Liga
Doch nicht nur das Ergebnis schürt bei Xhaka die Zuversicht. „Wir sind sehr glücklich, dass wie ein wirklich sehr gutes Spiel gemacht haben, sehr viel Kontrolle hatten. Wir hatten wieder sehr kleine Abstände, um Gegenpressing zu spielen“, analysierte er und machte eine klare Ansage: „Wenn wir so spielen, wird es für viele schwer.“
In der Königsklasse und auch in der Liga. Matchwinner Nordi Mukiele jedenfalls hatte nach seinem ersten Treffer für Bayer 04 dem Sieg gegen Inter auch eine hohe Bedeutung für die nationale Meisterschaft zugeordnet. „Der Sieg ist auch gut für die Bundesliga, weil wir dieses Selbstbewusstsein brauchen“, hatte der Abwehrspieler erklärt, „in der Liga ist es eine sehr lange Hatz.“ Und der Gehetzte soll natürlich Spitzenreiter FC Bayern sein.
Bayers altes Selbstverständnis ist zurück
Das alte Leverkusener Selbstverständnis ist zurück. Bayer ist wieder im Flow. Die Mannschaft zeigt immer mehr ihr Gesicht aus der Doublesaison. Es scheint, als sei die Gier nach Erfolgen neu geweckt. In der Königsklasse hat Bayer hinsichtlich der direkten Qualifikation fürs Achtelfinale beste Chancen. Im DFB-Pokal lebt die Titelchance, nachdem man den FC Bayern ausgeschaltet hat, offensichtlich.
Und jetzt möchte der Meister auch das Titelrennen in der Liga wieder richtig spanend machen. Bei aktuell sieben Punkten Rückstand eine große Herausforderung. Dass sich die Mannschaft von Xabi Alonso solchen erfolgreich stellen kann, hat sie zuletzt in München und am Dienstagabend gegen Mailand bewiesen. Wer Zweifel hat, kann gerne bei Alessandro Bastoni nachfragen.