Xabi Alonsos Selbstanklage und die klare Kritik an Hermoso 

 

Beim 0:2 gegen Bremen liefert die Werkself eine ihrer schlechtesten Leistungen seit langem ab. Daran hatte auch Leverkusens Trainer Xabi Alonso seinen Anteil, wie der 43-Jährige später auch offen eingestand.

Trainer macht Fehler und gesteht sie ein

Erstmals seit Mai 2023 hat Bayer 04 zwei Pflichtspiele nacheinander verloren. Das Bedenkliche daran: Beide Pleiten, sowohl das 0:3 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Bayern München als auch das 0:2 gegen Werder Bremen am Samstag waren verdient –  aufgrund der eigenen schwachen Leistung, wie auch Xabi Alonso einräumte.

„Es war ein Scheiß-Tag für uns.“ (Xabi Alonso)

„Es war ein Scheiß-Tag für uns. Zwei Niederlage nacheinander sind wir nicht gewohnt“, sagte der Trainer, der bezüglich der Rotation erklärte: „Nach dem großen Einsatz in München wollten wir heute frisch sein – das hat nicht funktioniert.“ Sieben neue Kräfte hatte der Spanier für seine Anfangsformation nominiert. Grundsätzlich kein verkehrter Gedanke. Dass der Trainer allerdings mit Florian Wirtz, Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong gleich seine komplette Abteilung für Kreatives und Torvorbereitung schonte, ging nach hinten los.

So hatte Xabi Alonso statt Frimpong und Grimaldo diesmal die Flügelpositionen im 3-4-3 mit dem Brasilianer Arthur sowie Nathan Tella besetzt – allerdings verkehrt herum. Außenverteidiger Arthur ließ der Baske rechts anschieben, womit diese Seite, anders als sonst mit Frimpong, völlig ohne Offensivimpulse blieb, da der Brasilianer quasi nie den Vorwärtsgang und das Eins-gegen-eins suchte. Umgekehrt war der schnelle Angreifer Tella als Rechtsfuß auf dem linken Flügel schon durch seine Positionierung ausgebremst.

Tella und Arthur spielten auf den verkehrten Seiten

Ein Missstand, der schnell offenkundig wurde, den Xabi Alonso aber erst viel zu spät und mehr oder weniger gezwungenermaßen korrigierte. So hätte es schon geholfen, hätte der Trainer Arthur und Tella bereits vor der Pause die Seiten wechseln lassen.

Spätestens zur Halbzeit schien die Hereinnahme von Frimpong und Grimaldo zwingend. Letzterer kam aber erst nach der verletzungsbedingten Wiederauswechslung des zur Halbzeit ins Spiel gebrachten Florian Wirtz nach knapp einer Stunde. Den rechten Flügel reanimierte Xabi Alonso gar erst in der 66. Minute durch Frimpongs Hereinnahme.

Xabi Alonsos Coaching auf den Flügeln war schlecht

Auch wenn diese beiden Wechsel zur Pause noch durch die gesundheitsbedingten Auswechslungen von Granit Xhaka und Edmond Tapsoba blockiert worden waren, weil Xabi Alonso nach der Halbzeit richtigerweise auch Wirtz brachte, war das Coaching auf den Flügeln kein gutes. Und so formulierte der Erfolgstrainer auf die Nachfrage, ob er früher hätte reagieren müssen, offen mit einer Selbstanklage.

Nach dem 0:3 in München waren ihm diverse taktisch-personelle Maßnahmen wie die Nominierung von Torhüter Matej Kovar, der Verzicht auf Torjäger Patrik Schick oder die unterlassene Auswechslung des schwachen und gelbbelasteten Nordi Mukiele, der später die Gelb-Rote Karte sah, vorgeworfen worden. Während sich Xabi Alonso gegen diese Kritik zum Teil durchaus nachvollziehbar wehrte, ging er diesmal mit sich hart ins Gericht.

„Heute hat nichts funktioniert. Ich bin dafür verantwortlich.“ (Xabi Alonso)

„Heute muss ich sagen, dass nichts funktioniert hat. Nicht auf dem Flügel, nicht im Zentrum“, urteilte er und lud den Großteil der Schuld auf seine Schultern. „Ich bin dafür verantwortlich, in der Zukunft nicht wieder solche Entscheidungen zu treffen. Wir waren heute zwischen zwei großen Champions-League-Spielen, wir mussten rotieren. Wir wollen den ganzen Kader nutzen“, erklärte er, „aber heute war es nicht gut.“

Wobei seine Profis auch wenig dafür taten, trotz der schlechten Vorbereitung eine gute Leistung abzuliefern. Wie Bayer bei beiden Gegentreffern Werder einlud, war haarsträubend. Vor dem 0:1 stolperte Torhüter Lukas Hradecky erst einen Pass ins Seitenaus. Als Bayer diesen nach dem Einwurf wieder gewann, leitete Mario Hermoso mit einem kapitalen Fehlpass den Bremer Treffer ein. Vor dem 0:2 spielte Hradecky einen Freistoß gen Mittellinie auf die rechte Bremer Seite, auf der kein Leverkusener stand.

Dass Weiser nicht Rot sah, lässt Xabi Alonso nicht als Alibi gelten

Situationen, in denen ein Trainer machtlos ist. „Manchmal kann man die Fehler nicht kontrollieren“, sagte Xabi Alonso zu diesen Aussetzern, „es sind die Entscheidungen der Spieler. Aber wir müssen das akzeptieren. Fußball ist ein Fehlerspiel.“ Wobei er gerade Hermoso, ohne diesen beim Namen zu nennen, klar kritisierte. „Wir müssen erwachsen sein und nur Risiken eingehen, wo Risiko angebracht ist. Heute ist es wieder in dieser Ecke passiert, dass wir zu viel Risiko nehmen und ein Tor kassieren. Das ist nichts, was wir wollen.“

Doch diese Worte sprach Xabi Alonso nicht, um von sich abzulenken. Im Gegenteil. So wollte er auch eine mögliche Rote Karte für Bremens Mitchell Weiser nicht als Alibi gelten lassen, der in der 53. Minute Wirtz rüde gefoult hatte, so dass dieser ausscheiden musste. „Es hätte Rot sein können“, urteilte der Baske, betonte jedoch: „Aber das ist keine Ausrede für mich.“

„Heute war alles schlimm. Sobald ich zuhause bin, werde ich diesen Tag, dieses Spiel vergessen.“ (Xabi Alonso)

Solche wären auch nicht angebracht gewesen. Konnte man am Mittwoch noch mit der Klasse des Gegners argumentieren, so wurde am Samstag gegen Bremen offenkundig, dass es die Anhäufung diverser Fehlleistungen war, die Bayer in die Niederlage führte. Fehlleistungen der Spieler und ihres Trainers. Letzterer zeigte sich tief getroffen.

Auch weil Bayer die Möglichkeit vergeben hatte, den Rückstand auf die Bayern in der Liga auf fünf Punkte zu verkürzen und sich damit vor dem Duell in der Champions League in eine mental starke Position zu bringen. „Heute war alles schlimm. Auch dass wir diese Chance vergeben haben. Sobald ich zuhause bin, werde ich diesen Tag und dieses Spiel vergessen. Alle Konsequenzen waren schlimm. Das Spiel war schlimm. Meine Entscheidungen waren nicht gut“, urteilte Xabi Alonso, „hoffentlich haben wir nie mehr einen solchen Tag.“

 

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