Zum Jahreswechsel stand der SV Werder Bremen so gut da wie lange nicht – seitdem geht es abwärts. Verspielt man in kurzer Zeit nun das, was die vergangenen Monate aufgebaut wurde?
Zwischen Tiefpunkt in Freiburg und Chance in Bielefeld
Die Selbstkritik am Freitagabend fiel harsch aus, und doch verblieb der Eindruck, dass sich die Zitatgeber aus dem Lager des SV Werder Bremen mit ihren Aussagen noch zurückhielten. Romano Schmid beließ es nach dem 0:5 in Freiburg dabei zu offenbaren, „dass ich mich schon ein bisschen schäme“. Und Clemens Fritz wollte „gar nicht auf die Details eingehen“, nur so viel ließ der Sportchef ob der „schlechtesten Saisonleistung“ wissen: „Die zweite Halbzeit war eine Katastrophe.“
Bis zum 20. Spieltag noch hatten die Bremer in dieser Spielzeit keine zwei Niederlagen in Serie hinnehmen müssen; auf schwache Auftritte gegen den FC Bayern (0:5) oder Borussia Mönchengladbach (1:4) folgte sogleich eine entsprechende Reaktion, jeweils mit einem Sieg. Nach der bereits dritten Bundesliga-Niederlage im dritten Februar-Spiel wurde in Freiburg nun allerdings ein Tiefpunkt der laufenden Saison erreicht.
Bröckelt der Werder-Zusammenhalt?
Die Mannschaft erscheint schwer angeschlagen – und innerlich längst nicht mehr so gefestigt wie noch zum Jahresende 2024. Da hatte man mit einem perfekten Dezember und vier Pflichtspielsiegen aus vier Partien ja berechtigterweise die Hoffnung genährt, sich im Jahr 2025 möglicherweise nach langer Zeit mal wieder mit dem internationalen Geschäft beschäftigen zu dürfen. Nach 15 Spieltagen stand der Klub nach Punkten so gut da wie zuletzt 2011/12.
Stimmen von einem außergewöhnlichen Teamzusammenhalt gingen nicht nur den kicker-Interviews mit Mitchell Weiser oder auch mit Marvin Ducksch hervor. Nach der 0:5-Klatsche im Breisgau war bei Ole Werner nun jedoch die Rede davon, dass „keiner mit dem Finger auf andere zeigen“ dürfe, so der Bremer Cheftrainer: „Das sehe ich. Es ist Teil unseres Problems und das ist abzustellen.“
Europa? Die Stimmung hat sich komplett gedreht
Innerhalb von acht Spielen seit Jahresbeginn mit nur einem Sieg und fünf Niederlagen hat sich die Stimmung am Osterdeich komplett gedreht: Statt auch nur noch einen einzigen Gedanken an Europa zu verschwenden, stutzte Werner den Realitätssinn im Werder-Kosmos deutlich zurecht: „Vielleicht haben wir auch schon gedacht, dass wir ein bisschen weiter sind, als wir wirklich sind“, befand der 36-Jährige.
An der Weser gehe es „immer schnell, auch drumherum“ darum, sagte Werner, „dass wir reden, dass wir von der Vergangenheit träumen“ – und wenn all das der Fall sei, „dann kriegen wir auf den Deckel“. Das sei der Status quo im Jahr 2025 beim SV Werder Bremen.
Noch bestehen Chancen auf mehr
Tendenziell lenkte Werner den Blick gar eher nach unten: „Die Saison ist nicht vorbei. Wir werden noch Punkte brauchen.“ Für den Klassenerhalt versteht sich; zehn fehlen noch bis zur ominösen 40-Punkte-Marke, die zumindest offiziell als Saisonziel ausgegeben wurde.
Inoffiziell hingegen soll es um mehr gehen, und es ist ja zumindest tabellarisch nach wie vor nicht so, dass Werder angesichts einer Handvoll Punkte Rückstand auf die einstelligen Platzierungen bereits völlig aussichtslos wäre. Noch eröffnet die anständige Vorarbeit bis zu jenem 15. Spieltag gewisse Möglichkeiten.
Verspielt Werder die Saison vorzeitig?
Doch jetzt ist für die Bremer die Zeit gekommen, in der die gesamte bisherige Saison auf dem Spiel steht. Gerade die kommenden Partien gegen Wolfsburg und zwei Spiele später gegen Gladbach dürften in der Bundesliga darüber entscheiden, ob Werder die zuvor über Monate erfolgreiche Arbeit vorzeitig verspielt – oder die eigenen Ambitionen eben noch nicht komplett aufgegeben werden müssen.
Und dann ist da ja noch das vorerst wohl wichtigste Spiel der restlichen Saison am kommenden Dienstag in Bielefeld, im DFB-Pokal-Viertelfinale. Ein dortiges Weiterkommen würde die Chance auf eine bedeutende Saison sowie die Qualifikation für Europa perspektivisch ebenfalls weiter aufrechterhalten.
Diese Möglichkeit erscheint – aufgrund des kürzeren Weges – aktuell jedenfalls durchaus größer als in der Liga. Andererseits machte Sportchef Fritz noch am Freitagabend in Freiburg auch mit Blick auf den vermeintlich kleinen Gegner aus der 3. Liga deutlich: „Wenn du so in Bielefeld aufläufst, dann wird das auch nichts werden.“