Wende oder Ende: Der BVB und „die einzige Chance“ in Lille 

 

Bei Borussia Dortmund werden nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Augsburg die Zügel angezogen. Der BVB geht maximal angeschlagen in das Champions-League-Rückspiel in Lille, Trainer Niko Kovac dürfte an Personalwechseln nicht vorbeikommen.

Kovac lässt die Spieler laufen

Wer nicht liefern will, der muss laufen – dieser Spruch galt nahezu jahrzehntelang im Fußball. Sei es in der Kreis- oder in der Bundesliga. Genau daran hat sich am Sonntag offenbar auch BVB-Trainer Niko Kovac erinnert. Wie die Ruhr Nachrichten beobachteten, schickte der 53-Jährige die Spieler, die bei der desolaten 0:1-Heimniederlage gegen den FC Augsburg tags zuvor in der Startelf gestanden hatten, vor der Regenerationseinheit im Gym erst einmal für eine 15-minütige Laufeinheit auf den Rasen. Die Botschaft, die Kovac damit aussenden wollte, scheint klar: So wie gegen den FCA geht es nicht weiter. Und wer das nicht versteht, der muss es eben in den Beinen spüren.

Das eigene Stadion ist keine Festung mehr

Bereits am Sonntag hatte der bislang so verständnisvoll vor seinen Spielern stehende BVB-Coach seine schützende Hand weggezogen und sein Team deutlich wie nie zuvor in seiner bislang fünfwöchigen Amtszeit kritisiert. Sein hartes, aber völlig gerechtfertigtes Urteil lautete: „Es war viel zu wenig, zu langsam, zu träge, zu behäbig. So kannst du kein Spiel gewinnen.“

Es war bezeichnend, dass die erste Chance, die sich der BVB aus dem Spiel erarbeite, ein Kopfball von Serhou Guirassy in der 71. Minute war, und am Ende der 98 Spielminuten lediglich drei Tormöglichkeiten überhaupt auf der Habenseite standen. Zwar war der FCA nicht wesentlich gefährlicher, aber der eine Treffer durch einen Kopfball von Jeffrey Gouweleeuw nach einem Freistoß des Ex-Dortmunders Marius Wolf reichte zum Sieg in der einstigen Dortmunder Festung, die in dieser Saison zu fallen droht: Nur wettbewerbsübergreifend zwei Siege in den vergangenen elf Heimspielen sprechen eine deutliche Sprache.

Personelle Veränderungen sind unausweichlich

Viel Zeit bleibt Kovac nicht, seine gegen Augsburg saft- und kraftlos agierende Mannschaft neu zu beleben. Bereits am Mittwoch steht das schwere Auswärtsspiel beim OSC Lille an. Nach dem 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in der Vorwoche droht dem BVB in Frankreich das Aus – und damit möglicherweise ein längerfristiger Abschied von der Königsklasse.

  • Es ist Zeit, sich beim BVB mit dem Danach zu beschäftigen

Als einzig verbliebene Möglichkeit, frische Impulse zu setzen, verbleiben Kovac personelle Änderungen. Doch die Alternativen im Kader sind rar, kaum einer, der zuletzt vornehmlich als Einwechselspieler agierte, drängt sich für einen Startplatz auf. Es ist eher die schwache Performance der Stammspieler, die Wechsel nötig machen, als der Auftritt ihrer jeweiligen Konkurrenten. Weder Jamie Gittens noch Julian Brandt, Yan Couto oder Salih Özcan sammelten gegen Augsburg Argumente dafür, in Lille erneut starten zu dürfen.

In Lille droht ein noch größerer Scherbenhaufen

Längst stellen sich in Dortmund zudem längerfristige Fragen – die durch die Niederlage gegen Augsburg noch an Dringlichkeit zugelegt haben. Eine Zukunft hat der aktuelle Kader in dieser Konstellation nicht. Sportlich nicht, aber auch nicht in seiner charakterlichen Zusammensetzung. Immer häufiger sind Risse im Binnenklima zu erkennen, die angesichts des schwachen sportlichen Abschneidens zwar nicht überraschend sind, aber eben auch nicht dienlich.

War es in der Vorsaison noch der herausragende Teamgeist, der den BVB in der Rückrunde bis ins Finale der Champions League trug, so ist im März 2025 davon nichts mehr zu spüren. Vielmehr ist aus Dortmunder Sicht nach der Nicht-Leistung gegen den FCA zu befürchten, dass der ohnehin beachtlich große Scherbenhaufen am Mittwochabend in Lille noch ein Stück höher werden könnte. Es sei denn, die Spieler beherzigen, was Innenverteidiger Nico Schlotterbeck am Samstag formulierte: „Dieses Spiel ist unsere einzige Chance, noch den Turnaround zu schaffen.“

 

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