Mit einer starken zweiten Hälfte verdiente sich der 1. FC Heidenheim im Abstiegsduell in Sinsheim einen Zähler – und konnte Mut schöpfen im Keller. In aller Munde war nach der Partie aber nicht etwa der Torschütze des Tabellenletzten – sondern einer, der gar nicht erst im Spieltagsaufgebot stand.
Conteh knackt Bundesliga-Rekord
Hätte Hoffenheims in der Winterpause neu geholter Stürmer Gift Orban in Minute 40 seine große Chance auf das 2:0 für die Gastgeber genutzt, wer weiß, ob die Heidenheimer dann noch einen Zähler im Kraichgau mitgenommen hätten. So ging der FCH mit nur einem Tor Rückstand in die zweite Hälfte – und konnte sich für die Energieleistung nach der Pause noch belohnen. Der entscheidende Mann: Budu Zivzivadze.
Der wiederum im Winter neu zur Mannschaft von Frank Schmidt gestoßene Angreifer erzielte nach seiner Einwechslung zur Pause mit einem schönen Schlenzer sein Debüttor und gleichzeitig den Ausgleich, der „eigentlich schon früher“ hätte fallen müssen. Meinte zumindest sein Trainer. Doch gerade nach dem 1:1 spielte der FCH immer wieder zielstrebig nach vorne und betrieb „Chancenwucher“, erklärte Schmidt nach der Partie bei DAZN. Generell habe ihm der Auftritt seiner Mannschaft besonders nach der Pause gut gefallen: „In der zweiten Halbzeit hatten wir das Spiel komplett im Griff“, befand der langjährige Erfolgscoach der Heidenheimer.
Mannschaft spricht sich untereinander aus
Ähnlich sah es auch Niklas Dorsch, der nach seinem Ballgewinn gegen Andrej Kramaric das 1:1 aufgelegt hatte. Die zweite Hälfte habe „gezeigt, dass wir leben“, betonte der Mittelfeldmann: „Die Energie war eine ganz andere, das macht auch Lust auf mehr.“ Verbunden war das Ganze aber auch mit einer Forderung für die kommenden Wochen, immerhin wartet am kommenden Sonntag das so wichtige Duell mit dem Vorletzten aus Kiel (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker): „Wir müssen sowas über zwei Halbzeiten spielen“, so Schmidt: „Dann kannst du in der Bundesliga Spiele gewinnen.“
Unter der Woche hatte sich die Heidenheimer Mannschaft auch untereinander ausgesprochen: „Es hilft nichts, wenn immer nur der Trainer vorne steht und einen Monolog hält“, erklärte Dorsch. Resultat der Unterredung? „Die Mannschaft hat von sich gefordert, dass es nicht um eigene Befindlichkeiten geht“, fasste Schmidt zusammen.
Conteh knackt Geschwindigkeitsrekord
Beispiel gefällig? Vor dem Ausgleich standen mit Youngster Paul Wanner und Sirlord Conteh schon zwei Offensive bereit für ihre Einwechslung, wurden dann aber wieder zum Warmmachen geschickt. An Motivation mangelte es beiden danach trotzdem nicht: Wanner verbuchte nach einem guten Tiefenlauf noch eine gute Chance auf das zweite Tor, Conteh stellte gar einen neuen Bundesligarekord auf: Und zwar in Sachen Geschwindigkeit. Nie vorher war ein Spieler in der Beletage mit mehr als 37 km/h „geblitzt“ worden – Contehs 37,38 km/h sind also bisher unerreicht. Dabei war der 28-Jährige erst in der 85. Minute reingekommen.
Unter der Woche hatte beim Heidenheimer Credo des Zusammenhalts aber offensichtlich nicht jeder mitgezogen: Leonardo Scienza, eigentlich fester Bestandteil des Kaders, fehlte dementsprechend in Hoffenheim: „Im Abschlusstraining war sein Verhalten leider dagegen und dann habe ich ihn aus dem Kader gestrichen“, erklärte Schmidt.
Scienza bekommt eine zweite Chance
„Wir haben uns klar das Signal gegeben, es geht um die Mannschaft“, machte der 51-Jährige klar: „Wenn dann einer kurz nicht mitmacht, kann ich das als Trainer nicht dulden.“ Nach einer Entschuldigung des Ex-Ulmers sei die Angelegenheit aber ausgeräumt – und der Kreativspieler erhalte eine neue Chance.
Trotz des Remis: Nach nur einem Sieg aus den letzten 20 Bundesligaspielen ist der Klassenerhalt des Schlusslichts weiterhin stark gefährdet. Und womöglich nur über Mut und Zusammenhalt noch zu erreichen. Die von Dorsch beschriebene „gute Stimmung im Training“ sei da zuträglich. Und eins gilt für die Heidenheimer sowieso: „Vollgas nach vorne, wir wissen was die Stunde geschlagen hat“, nannte es Teamkollege Benedikt Gimber.