Groß war die Erleichterung in Berlin über den Dreier in Frankfurt – ganz besonders, weil den Köpenickern in der Schlussphase das Herz gehörig in die Hose gerutscht war. Entsprechend verärgert zeigte man sich wegen zweier Schiedsrichterentscheidungen.
Trotz Sieg in Frankfurt
„Die letzten Wochen sprechen nicht für uns, aber das hat mit uns zu tun“, hatte Berlins Trainer Steffen Baumgart vor Anpfiff bei DAZN mit Blick auf die sportlich mageren Ergebnisse (drei Niederlagen in Folge) gesagt und zugleich aber betont: „Wir wissen trotzdem, dass wir gegen jeden Gegner bestehen können.“ In Frankfurt sah es dann aber in Hälfte eins nach der nächsten Schlappe aus. Bieder und harmlos wirkte der Auftritt der Eisernen, die dann auch in Rückstand geraten sind. Am Ende reichte es dennoch zum befreienden 2:1-Sieg.
„Am Anfang war das nach dem Rückstand natürlich schwierig“, sagte Kapitän Christopher Trimmel und stellte mit Blick auf die deutlich bessere zweite Hälfte fest: „Wir haben uns in das Spiel reingekämpft. Wir waren mit Ball ein Stück mutiger, ruhiger, klarer, direkter nach vorne und haben uns Chancen erarbeitet.“ Und dass die in dieser Saison oftmals so harmlose Offensive dann auch noch mit dem Tore machte, tat auch noch gut.
Für Jeong war das Spiel „einfach geil“
„Einfach geil“, war das Spiel für den eingewechselte Siegtorschützen Woo-Yeong Jeong, der verriet, dass ihn sein Trainer immer wieder ermuntert habe, seinen „guten Schuss“ zu nutzen und auch selbst mal den Abschluss zu suchen, Selbstvertrauen zu haben. Diesen Rat hat Jeong nun auch erhört, als er anstatt abzugeben trocken zum 2:1 traf.
Baumgart dürfte es gefallen haben, so wie der Auftritt seiner Elf insgesamt. „Ich rede gerne über die Leistung und die Art und Weise und nicht über das Ergebnis“, erklärte der 53-Jährige und stellte fest: „Heute stimmt das Ergebnis. Wir haben über 90 Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir sind unglücklich in Rückstand geraten. In der zweiten Halbzeit haben wir das Herz in die Hand genommen, haben nach vorne gespielt und auch verdient gewonnen.“
Baumgart fuchste aber die Schlussphase, in der zunächst das vermeintliche 3:1 von Benedict Hollerbach nach VAR-Check wegen Handspiels von Andras Schäfer in der Entstehung zurückgenommen und es etwas später auch noch Handelfmeter für die SGE gab. Es sei „umso ärgerlicher, dass die Endphase so einen Verlauf nimmt“, sagte der Coach lapidar.
Unions Ärger mit dem Schiedsrichter
Sportchef Horst Heldt drückte sich da schon deutlicher aus. Er hatte wenig Verständnis dafür, dass das Tor aberkannt wurde, „nachdem fünf, sechs, sieben, acht Kontakte weitergespielt wurden. Es ist ja nicht so, dass er absichtlich mit der Hand zum Ball gegangen ist. Diese Scheiß-Diskussionen mit diesem Handspiel – und dass sich der vierte Offizielle auch noch einmischt.“
Heldt gab zu, dass er die „Union-Brille aufhat“, verwies aber auch auf die Achterbahnfahrt der Gefühle, die die Berliner in dieser dramatischen Schlussphase durchlaufen mussten. Diese zwei Entscheidungen seien so „nah beieinander“ gewesen, dass es „einfach schwierig ist, zu verkraften und zu akzeptieren, wie in solchen Situationen Schiedsrichter in der Lage sind, eine tolle Leistung kaputtzumachen. Da gingen die Emotionen natürlich durch.“
Am Ende reichte es aber doch noch zum 2:1, weil Frederik Rönnow den schwach getretenen Elfmeter von Hugo Ekitiké parierte. „Wir haben uns den Sieg erarbeitet“, betonte Heldt und erklärte: „Es wäre sehr bitter gewesen, wenn wir durch solche Entscheidungen eventuell noch die drei Punkte hätten abgeben müssen. Denn: Abstiegskampf ist Stress pur. Da zählt jedes Tor, jeder Punkt und jedes Erfolgserlebnis.“
Sechs Punkte beträgt der Vorsprung nun auf Relegationsrang 16, neun sind auf einen direkten Abstiegsplatz. Die kommenden Gegner lauten aber Bayern (H), Freiburg (A), Wolfsburg (H), Leverkusen (A) und Stuttgart (H) – alles keine Laufkundschaft. Wohl auch deshalb zeigte sich Trimmel betont geerdet. „Die Schwierigkeit ist jetzt, solche Leistungen ständig zu zeigen“, so der Österreicher: „Jeder weiß, wie Abstiegskampf laufen kann. Ich kenne den Fußball gut genug, jetzt haben wir Bayern München – und da kann man auch mal untergehen.“ Der Sieg in Frankfurt „war ein guter Schritt, aber es fehlt noch einiges“.