Im ausverkauften Europa-Park Stadion geht es am Freitagabend (20.30 Uhr) zwischen dem SC Freiburg und dem SV Werder Bremen um Punkte in der Bundesliga, aber nicht nur der Sport soll im Mittelpunkt stehen.
Bundestagswahl ist „wichtiger als ein einzelnes Fußballspiel“
In der gesamten Stadt hat der Sport-Club Plakate aufhängen lassen: Mit den Schlagworten „Unsere Werte, unsere Wahl!“ ruft der Verein nicht nur seine Fans dazu auf, am Sonntag bei der Bundestagswahl ihre Stimmen abzugeben. Die Spieler werden mit Warmmach-Shirts mit dem Slogan auflaufen und viele Sponsoren haben auf ihre Werbung auf den LED-Banden zugunsten des Wahlaufrufs verzichtet. „Das ist wichtiger als ein einzelnes Fußballspiel“, findet SC-Trainer Julian Schuster, deswegen sei das auch Thema in der Kabine gewesen.
Schuster animiert Spieler zum Wählen
„Ich habe jeden einzelnen Spieler darauf aufmerksam gemacht, dass wir keine einzige Stimme verfallen lassen dürfen, wir brauchen jede einzelne für unsere starke Demokratie“, betonte der SC-Coach. Er hat seine Spieler auch dazu aufgefordert, dass sie in ihrem Umfeld Wählerinnen und Wähler mobilisieren, „andere animieren in diesem Altersbereich, in dem das vielleicht nicht die höchst Priorität hat“. Und auch wenn sie durch das Freitagspiel einen freien Sonntag haben, den sie eventuell für Kurztrips verplant haben, könnten sie schon vorher wählen gehen.
Genauso ernst blieb Schusters Miene, als es um das bevorstehende Heimspiel ging. Dabei hätte er nach drei 1:0-Siegen in Folge allen Grund, fröhlicher dreinzuschauen. „Das gibt uns keine Garantie, dass das morgen genauso passiert“, erklärte er. „Egal, was in der Hinrunde und den vergangenen Wochen war, die Wahrscheinlichkeit ist dadurch nicht höher, dass wir gewinnen. Die Gefahr von Siegen ist, dass der Fokus in manchen Bereichen nachlässt.“ Er habe dafür zwar keine Anzeichen bei seinen Spielern gesehen, thematisierte es aber trotzdem in dieser Trainingswoche, damit sie das Spiel „völlig geschärft und total aufmerksam angehen“.
„Wenn wir beibehalten, jedes Mal eins mehr als der Gegner zu schießen, ist das nicht verkehrt.“ (Julian Schuster)
Beim 1:0 im Hinspiel in Bremen hat Ritsu Doan auf Vorlage von Vincenzo Grifo den Siegtreffer erzielt. Die beiden Flügelspieler sind mit jeweils sechs Toren und sieben (Grifo) beziehungsweise fünf (Doan) Assists ohnehin die Topscorer der Freiburger. Bei den jüngsten fünf Siegen hatte der Sport-Club jeweils ein Tor Vorsprung. Mit insgesamt 29 Treffern haben die Freiburger die aber wenigsten Tore aller Klubs in der oberen Tabellenhälfte geschossen.
Trotz einer Tordifferenz von minus sieben sind sie Fünfter, und die Bremer stehen mit der gleichen Bilanz auf dem zehnten Tabellenplatz. Seit die Drei-Punkte-Wertung eingeführt wurde, waren nur zwei Mannschaften mit einer so schwachen Tordifferenz so weit oben in der Tabelle: Freiburg selbst (Saison 2016/17) und Kaiserslautern (1999/00). „Wir erzielen jedes Mal ein Tor, das ist positiv“, konterte Schuster, „und wenn wir das beibehalten, jedes Mal eins mehr als der Gegner zu schießen, dann ist das nicht so verkehrt.“
SC seit 307 Minuten ohne Gegentor
Das würde ihm selbstverständlich auch gegen die Bremer reichen, die mit ihren Ergebnissen zuletzt zwar nicht zufrieden waren, die aber „einen tollen Fußball spielen und im Offensivbereich unterschiedliche Optionen haben“, wie Schuster findet. Und beim 1:0-Heimsieg gegen Mainz Ende Januar seien sie auch „sehr scharf und sehr aggressiv“ aufgetreten – „wenn sie diese Mischung auf den Platz bringen, sind sie richtig gut“.
Andererseits haben die Freiburger schon seit 307 Minuten kein Gegentor mehr kassiert, und wenn sie das auch gegen Werder schaffen, wäre das die zweitlängste Serie dieser Art für den Sport-Club in der Bundesliga. Der Vereinsrekord liegt bei 510 Minuten ohne Gegentor in der Saison 2000/01. Für Schuster ist es aber kein vorrangiges Ziel zu null zu spielen, wie er sagte, die Heimdominanz würde er aber gerne fortgesetzt sehen. Sieben Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen lautet die SC-Bilanz im eigenen Stadion. Damit holten die Freiburger schon jetzt so viele Heimpunkte (22) wie in der gesamten Vorsaison, in der es fünf Siege, sieben Remis und fünf Niederlagen waren.