Beim 3:2-Sieg gegen den 1. FC Köln schwingen sich Patrik Schick per Doppelpack und Victor Boniface mit dem Siegtreffer zu den Matchwinnern auf. Es war erst der fünfte gemeinsame Auftritt der beiden Leverkusener Mittelstürmer. Für das Duett gibt es aber nicht nur Pro- und Contra-Argumente.
Das Duo stürmte erst zum fünften Mal gemeinsam für Leverkusen
Seinen ersten Treffer beim 3:2-Sieg im Pokal-Viertelfinale hatte Patrik Schick noch als alleiniger Mittelstürmer erzielt. Seinen zweiten, der in der 6. Minute der Nachspielzeit die BayArena zum Tollhaus werden ließ, markierte der Tscheche als eine von zwei zentralen Spitzen im Team von Xabi Alonso. Da stürmte Schick neben dem eingewechselten Victor Boniface, dem in der Verlängerung der Siegtreffer gelang, der die Leverkusener Fans dann endgültig in Ekstase versetzte.
„Das war geil! Wir sind sehr glücklich, dass wir es nochmal geschafft haben.“ (Patrik Schick)
Schicks Last-Minute-Ausgleich sorgte bei dem zurückhaltenden Profi nicht nur auf dem Platz für eine Gefühlseruption. „Das war geil!“, sagte der 29-Jährige mit glänzenden Augen in der Mixed Zone, „wir haben das schon letzte Saison ein paar mal gemacht, aber dieses Mal war es unglaublich wichtig. Wir sind sehr glücklich, dass wir es nochmal geschafft haben.“
- Leverkusen – Köln in der Einzelkritik (k+)
Schick war bewusst, wie knapp Bayer einem Pokal-K.-o. gegen den Zweitligisten entkommen war. Und so sparte der Mittelstürmer („Wir dürfen nicht so einfache Tore bekommen“) nicht mit Kritik, um aber die Bedeutung des geleisteten Kraftaktes nach einem 0:2-Rückstand zu betonen. „Es war sehr wichtig für die nächste Phase“, lenkte der Angreifer den Blick auf den psychologischen Aspekt des Weiterkommens für die Liga und schob für den Pokal die klare Zielsetzung hinterher: „Natürlich wollen wir diesen Wettbewerb gewinnen“.
„Beide haben gezeigt, dass sie, auch wenn sie zusammen spielen, Tore schießen.“ (Simon Rolfes)
Dass dies weiterhin möglich ist, war dem Duo Schick/Boniface zu verdanken. So lobte auch Geschäftsführer Simon Rolfes das Mittelstürmer-Duett: „Top. Sie haben beiden außergewöhnliche Qualitäten und heute auch gezeigt, dass sie auch wenn sie zusammenspielen, Tore schießen.“
Die Statistik unterstreicht dies eindeutig. So spielten der im Sommer 2023 nach Leverkusen gewechselte Boniface und Schick (auch wegen diverser längerer Verletzungspausen der beiden) gegen Köln erst zum fünften Mal überhaupt gemeinsam für Bayer 04. Zusammen standen die beiden in diesen Partien 143 Minuten auf dem Platz. Die Ausbeute: Drei Treffer von Boniface, zwei von Schick, der zudem einen Assist beisteuerte. Rein rechnerisch treffen Schick oder Boniface alle 24 Minuten, wenn sie gemeinsam stürmen.
Bayers Torquote mit der Doppelspitze ist höher als ohne
Auch auf die Torstatistik der gesamten Mannschaft wirkte sich ihr gemeinsamer Einsatz bislang positiv aus: Stürmen die beiden ungleichen Konkurrenten zusammen, lässt es Bayer alle 24 Minuten klingeln. Wenn die beiden nicht gemeinsam auf dem Platz stehen, kommt die Werkself „nur“ alle 36 Minuten zum Torerfolg.
Dennoch glaubt Schick selbst nicht so wirklich daran, dass die Variante eine dauerhafte werden kann. „Das Spiel war heute besonders, weil wir wussten, dass wir den Ball viel haben und Köln nicht so viel nach vorne machen würde. Also konnten wir den zweiten Stürmer reinbringen – und ich glaube, wir haben beide gut gespielt. Er hat das wichtige Tor gemacht“, ordnete der Nationalspieler den gemeinsamen Auftritt ein, „aber ich bin nicht so sicher, dass wir oft so spielen werden.“
Zwei Mittelstürmer könnten die Spielidee leicht aushebeln
Sieht das Leverkusener Spiel doch vor, dass der Mittelstürmer möglichst tief in der Spitze spielt, um die gegnerischen Innenverteidiger zu binden, damit Bayer in der Zone davor sein Kombinationsspiel möglichst in Überzahlsituationen aufziehen kann. „Der Stürmer ist nicht so viel in dieses Mittelspiel eingebunden. Meine Aufgabe ist es, bereit zu sein, wenn die Flanken oder die Aktionen in den Strafraum kommen“, erklärt Schick.
Der Linksfuß agiert als einziger Akteur im Angriff relativ statisch, während die restlichen Offensivkräfte extrem rochieren, um die Seiten oder Zonen vor dem Strafraum zu überladen, dort Überzahl zu schaffen und auszuspielen. Ein Spiel mit zwei echten Mittelstürmern könnte diesem Gedanken leicht entgegenlaufen. Auch wenn Boniface seine Rolle oft etwas flexibler interpretiert.
„Wir haben schon mit zwei Stürmern gespelt. Warum nicht in der Zukunft?“ (Xabi Alonso)
Und was sagt Xabi Alonso zu einem Mittelstürmer-Duett auf dem Platz? „Es ist gut, dass jetzt beide fit sind. Das ist gut für mich. Wenn ich analysiere und fühle, dass ich dieses Variante für ein Spiel brauche, bin ich offen für alles“, sagt der Leverkusener Trainer, „ich habe nicht nur ein System – wir haben eine Struktur, einige Prinzipien, eine Idee. Doch wir haben in der Vergangenheit schon mit zwei Stürmern gespielt. Warum nicht in der Zukunft?“
Doch die Frage, unter welchen Voraussetzungen er auf diese Variante zurückgreifen werde, ließ der Spanier unbeantwortet, der das Duo einzig vergangene Saison beim 5:0 in Bochum, wo beiden trafen, gemeinsam für die Startelf nominierte. Eine Erklärung würde zu lange dauern, behauptete Xabi Alonso und betonte dafür lieber: „Am Ende ist es entscheidend, diese Möglichkeit zu haben.“ Wie es sich am Mittwochabend gegen den FC allerdings eindeutig gezeigt hat.