Seit einem kicker-Interview mit Uli Hoeneß träumt der FC Bayern fast täglich den Traum seines Klub-Patrons, den Leverkusener Topstar Florian Wirtz zu verpflichten. Jetzt bezog Bayer-04-Geschäftsführer Simon Rolfes zu dem Thema Stellung.
Geschäftsführer sieht Münchner Werben um Wirtz gelassen
Es ist eine Rolle, die den Münchnern natürlich gefällt. Seit vergangener Woche ist das Thema Florian Wirtz und ein künftiger Wechsel zum FC Bayern der Dauerbrenner unter den Münchner Verantwortlichen. Was diese nicht stören dürfte vor dem Gipfeltreffen am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in Leverkusen. Zum einen, weil Wirtz der beste Spieler in der Liga ist, den die Bayern verpflichten könnten. Zum anderen, weil etwas Unruhe beim einzigen Titelkonkurrenten nie schaden kann.
Simon Rolfes reagierte auf die Störfeuer aus München am Mittwoch mit großer Gelassenheit. „Das interessiert mich überhaupt nicht und das ist nichts, was uns tangiert. Das haben die Bayern schon vor solchen Spielen gemacht, als ich mit zehn Jahren den kicker gelesen habe. Also von daher ist es jetzt vielleicht keine neue Taktik.“
Der 43-jährige Leverkusener Geschäftsführer hatte zuvor zwischen den Zeilen die eine oder andere Spitze gen München geschickt. Als er Wirtz und Bayern-Star Jamal Musiala vergleichen sollte, sagte er trocken: „Über Spieler von anderen Vereinen rede ich ein bisschen ungerne.“
Und schob nach der Bemerkung, dass die Münchner diesem Credo nicht folgen würden und ob dies nerve, süffisant hinterher: „Nein, wir sind ja alle ein bisschen Fan von Florian Wirtz, glaube ich, und mögen ihn ja alle. Es freut mich, dass die Bayern unsere Spiele auch intensiv verfolgen und viele andere Fans auch …“
Bayern und die „Zehn-Prozent-Chance“
Die Wirtz-Saga hatte vergangene Woche eigentlich ganz harmlos begonnen, als der Münchner Klub-Patron Uli Hoeneß in einem kicker-Interview anlässlich des 125-jährigen Vereinsbestehens nach seinem Geburtstagswunsch für den FC Bayern gefragt wurde.
Da antwortete der frühere Vorsitzende der Abteilung Attacke beim Rekordmeister: Wenn er einen Wunsch ohne Limit frei hätte, „würde ich mir den Florian Wirtz zum FC Bayern wünschen“. Hoeneß hatte auch erklärt, dass er einen Wechsel zwar im Moment nicht als realistisch einstufe, hatte aber angefügt: „Man kann ja Träume haben.“ Am Dienstag hatte Hoeneß nachgelegt und die Chance auf eine Wirtz-Verpflichtung im Sommer auf „zehn Prozent“ eingestuft.
Selbst wenn Hoeneß seine erste Aussage wirklich nur als Antwort auf die Frage auf seinen Wunsch machte, so war seine Zehn-Prozent-Aussage definitiv kein Zufall mehr. Zumal auch andere Bayern-Verantwortliche in den Tagen zuvor das Thema schön vage, aber doch präsent gehalten hatten.
So spielten sowohl Sportdirektor Christoph Freund („Träumen ist immer erlaubt“) als auch der FCB-Präsident Herbert Hainer („Träumen darf man immer“) auf Nachfrage diese Karte, die nur den Münchnern von Vorteil sein kann. Erzeugt diese doch nur beim Titelverteidiger aus Leverkusen Unruhe.
Um die 150 Millionen Euro
Ein, wie Rolfes feststellte, alt bekannter Ablauf. Dass sich die Münchner mit dem Besten in der Liga auseinandersetzen, ist logisch. Dass sie dieses Thema im Vorfeld des direkten Aufeinandertreffens von Bayer 04 und Bayern München in Leverkusen am Köcheln halten und kein Interesse daran haben, die Personalie Wirtz und damit den Double-Gewinner in Ruhe zu lassen, hat Methode, gehört aber zum Geschäft.
Dafür dass Rolfes‘ Reaktion am Mittwoch so gelassen und sehr humorvoll ausfiel, gibt es neben der Tatsache, dass der Manager grundsätzlich zu diplomatischen Aussagen neigt, noch einen zweiten Grund: das aktuelle Arbeitspapier von Wirtz.
Da der Vertrag des 21-Jährigen noch länger als zwei Jahre bei Bayer 04 läuft und keine Ausstiegsklausel enthalten soll, haben Rolfes und der Werksklub im Sommer ohnehin noch die Hand auf ihrem Topstar, der bei einer Ablöse von um die 150 Millionen Euro gehandelt wird. Eine Summe, bei der sich die Münchner zumindest schwer tun würden, sie in diesem Sommer zu stemmen.