Auch im sechsten Spiel in Serie blieb der SC Freiburg ohne Gegentor, wodurch Noah Atubolu sich einen vereinsinternen Bestwert sicherte. Im Anschluss an das 0:0 erntete der 22-Jährige Lob – und sprach offen über seinen Wunsch, für die A-Nationalmannschaft zu spielen.
Fast 600 Minuten ohne Gegentor
„Absolut, das hat er sich verdient“, sagte Vincenzo Grifo voller Stolz bei Sky. Noah Atubolu, Grifos „kleiner Bruder“, hatte soeben eine Bestmarke aufgestellt, die ihm wohl so schnell keiner nehmen wird. Nach dem 0:0 gegen RB Leipzig, genauer gesagt seit der 24. Minute dieser Partie am Samstagabend, ist der 22 Jahre alte Torhüter Rekordhalter in Diensten des SC Freiburg. Seit nun schon 577 Bundesliga-Minuten musste Atubolu kein Gegentor mehr hinnehmen, Richard Golz hatte sein Tor in der Saison 2000/01 510 Minuten sauber halten können.
Atubolu musste zugeben, stolz auf den Rekord zu sein, alles andere „wäre gelogen“. Dabei war es „gar nicht so einfach, dass ich den Fokus nicht auf den Rekord halte, sondern probiere, einfach ein gutes Spiel zu machen.“ Angesichts der überschaubaren Offensivbemühungen der Leipziger lief Atubolu aber kaum Gefahr, doch hinter sich greifen zu müssen.
Erst in der Nachspielzeit der Partie musste er ernsthaft eingreifen – und machte seine Sache gut. Natürlich. „Er hat sich nicht so viel Druck gemacht, war sehr gelassen und weiß, was er kann, ist sehr selbstbewusst“, lobte Grifo Atubolu.
„Meine Anfänge waren nicht einfach“
Dabei hatte sich der 15-malige U-21-Nationalkeeper in den vergangenen Jahren auch schon viel Kritik anhören müssen. „Meine Anfänge waren nicht einfach, ich musste auch viel einstecken“, erinnert sich Atubolu an Zeiten zurück, als er vor eineinhalb Jahren in die Fußstapfen Mark Flekkens trat. „Ich hatte am Anfang meine Wackler gehabt, was glaube ich aber zum Prozess gehört. Ich bin Freiburg sehr, sehr dankbar, dass sie immer auf mich vertraut und mir die ganze Jugend schon einen Plan gezeigt haben.“
Über 15 Tickets hatte er für seine Liebsten auftreiben müssen. „Weil alle kommen wollten“, um in diesem Moment dabei zu sein. „Meine besten Freunde, die mich immer unterstützt haben, meine Familie, meine zwei Schwestern, die eigentlich überall hinkommen, auch zu den Auswärtsspielen“, so Atubolu.
Läuft es bei den Freiburgern, die seit sechs Spielen ungeschlagen sind, so weiter, könnten jene Auswärtsfahrten in der kommenden Saison durchaus auch ins europäische Ausland führen. Das Wort Champions League wollte Trainer Julian Schuster zwar noch nicht in den Mund nehmen („Ich bin noch nie gut damit gefahren, solche Dinge auszusprechen“), dennoch stehen dem Sport-Club alle Türen offen. Als aktuellem Tabellen-Fünften trennt ihn lediglich ein Punkt von Rang vier und Eintracht Frankfurt, das am Sonntag spielt. „Es kann ein Nebenprodukt sein“, weiß Schuster, „dass das am Ende der Saison herauskommt“.
„Mein Ziel ist natürlich, für Deutschland zu spielen“
Dann dürfte es auch für Bundestrainer Julian Nagelsmann immer schwerer werden, bei seinen Nominierungen auf Atubolu zu verzichten. „Mein Ziel ist natürlich, für Deutschland zu spielen“, gab der Rekordmann zu. „Ich bin die Jugend durchlaufen auch bei der U-Nationalmanschaft. Und es wäre gelogen, wenn ich nicht sagen würde, dass es mein Traum ist, irgendwann für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen.“
„Wenn er so weitermacht, wenn er so hungrig bleibt und an sich so arbeitet, wie er es im Moment macht, bin ich ziemlich sicher, dass er seine Chance kriegt“, glaubt auch Grifo. Die nächste Gelegenheit, sich zu empfehlen, hat Atubolu am kommenden Samstag, wenn der SCF beim 1. FSV Mainz 05 gastiert. Womöglich wächst dann auch die Zu-null-Serie noch einmal an. Zuzutrauen ist es der Defensive der Breisgauer, die letztmals Ende Januar vom FC Bayern geknackt wurde, allemal.