In seinen ersten Wochen beim VfL Bochum legte Trainer Dieter Hecking den Schwerpunkt auf Stabilisierung. Bis zum Jahresende sind aber auch neue Akzente in der Offensive gefragt.
Bochums Abteilung Attacke auf Sparflamme
Vor drei Wochen trat Hecking eine sehr komplizierte Mission an. Der Trainer-Routinier übernahm bei einem zerzausten Tabellenletzten, nicht unbedingt hoffnungslos, aber mutlos und in den ersten Saisonwochen arg gebeutelt. Nichts mehr zu spüren von der gewissen Euphorie, die den gesamten Klub rund um die Rettung in letzter Minute nach erfolgreicher Relegation motiviert hatte.
Logisch, dass der Nachfolger von Peter Zeidler und Interims-Trainer Markus Feldhoff zunächst mal sein Augenmerk darauf legte, die Mannschaft zu stabilisieren. Gegen Leverkusen installierte er eine Fünferkette, gegen Stuttgart ebenfalls, dazu ein Mittelfeld mit überwiegend defensiv denkenden Spielern.
Soweit, so nachvollziehbar. Der umjubelte Punktgewinn gegen Meister Leverkusen gab Hecking recht, in Stuttgart war allerdings kein weiterer Fortschritt zu erkennen. Gewiss, die Mannschaft brach auch beim Vizemeister nicht auseinander, ließ aber doch deutlich mehr Torchancen zu als gegen Leverkusen.
Was ebenfalls große Sorgen bereitet: Offensiv geht aktuell beim Schlusslicht so gut wie gar nichts. Zehn Tore an den ersten elf Spieltagen, das ist Magerkost, überdies ergaben sich bemerkenswert wenige Strafraumsituationen. Schwer zu erkennen allerdings, wer die Misere in der Offensive beheben soll.
Moritz Broschinski gefällt immer wieder mit großem Eifer, bringt auch genug Tempo mit, wartet aber seit nunmehr neun Monaten auf seinen nächsten Bundesliga-Treffer. Philipp Hofmann, zentraler Stürmer mit großem körperlichen Einsatz, reibt sich meist in Luftkämpfen auf, um Bälle weiterzuleiten und abzuschirmen, kommt aber auch auf herzlich wenig Aktionen in der Nähe des gegnerischen Tores. Ihm gelang bisher ein einziger Treffer.
Mangelnde Unterstützung von den Flügeln
Das liegt natürlich auch an der mangelnden Unterstützung von den Flügeln, nachvollziehbar, wenn das Hauptaugenmerk erst mal auf Absicherung der Defensive gerichtet ist. Das war äußerst sinnvoll gegen Meister und Vizemeister, nun aber sind dringend mehr Impulse nach vorne gefordert.
Nach elf Spieltagen wartet das Schlusslicht weiter auf den ersten Saisonsieg; der eine oder andere Dreier aber müsste noch her bis zum Jahreswechsel, um den Abstand zum rettenden Ufer zumindest etwas zu verkürzen.
Wer könnte mal zünden im gegnerischen Strafraum? Alles andere als ein Torjäger ist auch der pfeilschnelle Gerrit Holtmann, zudem könnte der Flügelspieler seinen Platz demnächst an den zurückgekehrten Bernardo verlieren. Als veritabler Torschütze hatte sich zum Beispiel Dani de Wit in den Niederlanden einen Namen gemacht, in Bochum sucht er allerdings noch seine Form und ließ bisher jegliche Torgefahr vermissen.
Trio verlässt die Trainingsgruppe
Vielleicht kann Koji Miyoshi Abhilfe schaffen, der als Joker unter Hecking zweimal für Belebung sorgte. Gegen Leverkusen gelang dem Japaner sogar der viel umjubelte Ausgleich, gegen Stuttgart suchte er zumindest beherzt den Abschluss. Womöglich setzt Hecking am Samstag in Augsburg auf etwas mehr Offensive, vielleicht sogar mit Miyoshi in der Startelf.
Endgültig keine Kandidaten mehr dafür sind bis auf Weiteres Mohammed Tolba, Niklas Jahn und Lennart Koerdt. Der VfL gab am Dienstagnachmittag bekannt, dass das Trio bis Jahresende mit der U 21 trainieren wird, wo es zuletzt auch zum Einsatz gekommen war.
Laut Spielplan bietet sich zumindest die Möglichkeit, etwas mutiger zu werden: Bis zum Jahresende warten mit Augsburg, Bremen, Union Berlin und Heidenheim ausschließlich Gegner aus der unteren Tabellenhälfte.