Sein Vertrag wurde verlängert, obwohl Nicolas Höfler (34) nach vielen Jahren als Eckpfeiler seinen Stammplatz beim SC Freiburg vorerst verloren hat. Der, der früher mit ihm spielte und ihn jetzt bisher wenig einsetzt, schwärmt vom Routinier – auch mit einem speziellen Vergleich.
Trainer Schuster schwärmt vom bisher wenig eingesetzten Ex-Mitspieler
Nils Petersen hat bereits im Vorfeld der Saison auf diese spezielle Trainer-Spieler-Beziehung und ihre möglichen Tücken hingewiesen. „Wenn es um weniger Spielzeit geht, ist es nicht ohne, da die beiden ja auch ein bisschen befreundet sind“, sagte der SC-Rekordtorjäger im großen kicker-Doppelinterview mit Ex-Freiburg- und -DFB-Präsident Fritz Keller in Bezug auf Julian Schuster und Nicolas Höfler.
Beide waren einige Jahre lang Rivalen und Partner im defensiven Mittelfeld des SC und sind darüber hinaus auch privat verbunden. So spielt beispielsweise ein Sohn des vierfachen Familienvaters Schusters mit einem Sohn des fünffachen Familienvaters Höfler in der gleichen Jugendmannschaft Fußball. „Da kann es schon Momente geben, wo vormittags der Ton rauer ist und wir dann am Nachmittag wieder entspannter miteinander umgehen müssen, wenn wir bei den Kindern zuschauen“, sagte Schuster zu seinem Amtsantritt Anfang Juli.
Der Alltag wird sich für Höfler seit Saisonbeginn allerdings tatsächlich rau anfühlen, vor allem wegen einer Tatsache: Er wird von seinem Ex-Mitspieler und jetzigen Trainer nur noch sehr eingeschränkt zur allwöchentlich öffentlichen Leistungsüberprüfung zugelassen. Der über viele Jahre unter Christian Streich auf der Doppelsechs als einer der Eckpfeiler der Mannschaft gesetzte Stratege findet sich seit Sommer in einer Reservistenrolle wieder.
Reservistenrolle? „Ich möchte mich nicht daran gewöhnen“
„Am Anfang war das ungewohnt – und ich möchte mich auch nicht daran gewöhnen“, betonte Höfler vor einigen Wochen: „Aber in allen Vereinen können jeweils nur elf Spieler von Beginn an spielen, und wenn alle fit sind, spielen viele nicht. Daraus muss man die richtigen Schlüsse ziehen und weiter an sich arbeiten.“ Das macht der 34-Jährige ungebrochen mit großem Ehrgeiz, durch die Bank werden ihm aus dem Mannschaftsumfeld gute Trainingsleistungen mit hoher Intensität bescheinigt.
Dennoch bedachte Schuster Höfler erst einmal, am 8. Spieltag beim 1:3 in Leipzig, mit einem Startelfmandat. Nach dieser Rückkehr mit Licht und Schatten betonte der Mann mit der Rückennummer 27 seinen nicht nicht nachlassenden „Hunger auf Spielzeit und Spiele von Anfang an“. Dennoch blieb es bis dato Höflers einziger Auftritt in der Anfangsformation. Ansonsten kam er sechsmal in der Liga und zweimal im Pokal als Joker, an den ersten vier Ligaspieltagen hatte ihn Schuster gar dreimal komplett auf der Bank gelassen.
Stammplatzverlust aus zwei Hauptgründen
Seinen Stammplatz hat Höfler vorerst vor allem aus zwei Gründen verloren. Er verpasste wegen einer Sehnenreizung einen Teil der Vorbereitung und Sommerzugang Patrick Osterhage hat mit seinen Stärken direkt überzeugt. Der Ex-Bochumer ist deutlich schneller als Höfler und dessen bisheriger Doppelsechs-Partner Maximilian Eggestein, bereichert dadurch das Offensivspiel immer wieder mit dynamischen Tiefenläufen und eignet sich besser in der Konterabsicherung.
Ungeachtet der veränderten sportlichen Rolle verlängerte der SC am Montag erneut den Vertrag von Urgestein Höfler (351 SC-Pflichtspiele), mutmaßlich um eine weitere Saison bis Sommer 2026, und garniert mit großem Lob von Sportvorstand Jochen Saier. Eine Entscheidung, die mit der ausdrücklichen Unterstützung des Cheftrainers getroffen wurde.
Ein Körper „unter 30“
„Ich freue mich sehr“, sagte Schuster, der 2018 im Alter von 33 Jahren seine Karriere beendet hatte, am Donnerstag über Höflers neuerliche Unterschrift und geriet ein wenig ins Schwärmen: „34 ist er nur auf dem Papier, wenn man seinen Körper und seine Haltung anguckt, dann ist er wahrscheinlich noch unter 30 und hat noch ein paar Jahre, die er spielen kann.“
Schuster adelte seinen langjährigen Weggefährten mit einem ehrenvollen Vergleich: „Es geht echt so in die Richtung von Makoto Hasebe, der mit 40 Jahren noch für Frankfurt gespielt hat.“ Höfler, der von allen beim SC nur „Chicco“ genannt wird, sei „in keiner Weise müde“ und sehr professionell, so der Chefcoach: „Er ist täglich der Erste, der kommt, und der Letzte, der geht. Er investiert sehr viel in seinen Körper und in das Fußball-Arbeiten.“
Warum Schuster frühe Signale wichtig waren
Er sei auch sehr dankbar, so Schuster, dass der gemeinsame Weg übers Saisonende hinaus fortgesetzt werde: „Das war mir wichtig, dass wir sehr früh von meiner und unserer Seite aus Signale an Chicco senden. Losgelöst davon, wie viel er auf dem Platz steht.“ Selbst wenn Höfler nicht spiele, könne man ihn gut einbeziehen, sich mit ihm auch über Matchpläne austauschen: „Er hat da ein sehr gutes Gefühl und natürlich auch die Erfahrung, auf welche Dinge es ankommt.“
Das bezog Schuster auch auf das kommende Spiel in Dortmund. Dort hat Höfler allerdings noch nie gewonnen. Er ist vielmehr schon lange Teil einer Horrorbilanz, die seit dem einzigen SC-Sieg beim BVB im Herbst 2001 inzwischen auf 15 Niederlagen aus 16 Gastspielen mit 7:49 Toren angewachsen ist.
Chancen auf ein Startelfmandat dürfte Höfler am ehesten im Duell mit Eggestein haben, der in Leipzig für ihn auf die Bank rotiert war. Gerade bei einem heimstarken Champions-League-Klub wird Osterhages Tempo in den Umschaltbewegungen besonders gefragt sein.