Heidel über Henriksen: „Ich brauche keinen mit Anzug und Krawatte“ 

 

Erst die phänomenale Rettung. Dann die Weiterentwicklung, die aktuell Platz 6 dokumentiert. Zwei gute Gründe für Bo Henriksens Vertragsverlängerung – aber nicht die einzigen.

Darum sind die 05er und ihr dänischer Coach das perfekte Match

Natürlich stand an diesem Donnerstag auch die Mainzer Spieltagspressekonferenz vor der Partie in Bremen stark im Zeichen der vorzeitigen Vertragsverlängerung von Coach Bo Henriksen (49). „Eine Herzensentscheidung“ nannte der Fußballlehrer seine Unterschrift für eine weitere Spielzeit bis Sommer 2027.  Henriksen beschwor dabei einmal mehr seine „Liebe zu diesen Spielern, zum Staff, zur ganzen Stadt, den Fans und diesem Klub als Einheit“. Besonders vielsagend über die Arbeitsatmosphäre im Verein wie über Henriksens Persönlichkeit war dann vor allem dieser Satz: „Das Wichtigste ist, dass wir aufrichtig sind zueinander und deshalb so sein können, wie wir sind. Das ist eine besondere Kultur. Deshalb liebe ich es, hier zu sein und den Vertrag zu verlängern.“

Eine nervige Diskussion wie im Fall Bo Svensson ist diesmal ausgeschlossen

Das viel zitierte „perfekte Match“ ist die Liaison zwischen Henriksen und den 05ern ebenso aus Sicht von Sportvorstand Christian Heidel: „Als Bo vor einem Jahr kam, war er zum richtigen Zeitpunkt der richtige Trainer. Damals ging es einfach nur darum, dass wir nicht absteigen. Und jetzt hat sich erwiesen, dass er auch ein Trainer ist, der diese Mannschaft weiterentwickelt. Deswegen war es für uns völlig klar, dass wir den Weg weitergehen wollen.“ Bereits rund eineinhalb Jahre vor dem ursprünglichen Vertragsende den nächsten Schritt auch schriftlich zu fixieren, bringt aus Klubsicht mehrere Vorteile.

Nervige öffentliche Diskussionen wie im Fall von Bo Svensson, der 2023/24 mit auslaufendem Kontrakt in die Saison ging, sind für kommenden Sommer ausgeschlossen. Damals zierte sich bekanntlich Svensson, ganz anders als nun sein Landsmann Henriksen. „Es ist ja auch schön, wenn ein Trainer sich das wünscht“, sagt Heidel. „Es gibt auch solche, die erst mal abwarten, welche Angebote sonst noch kommen. Das hat Bo gar nicht interessiert. Er fühlt sich sehr, sehr wohl in diesem Verein und in der Stadt. Genau wie seine Familie, sie fühlen sich inzwischen als Mainzer. Das unterschätzt man ja von außen oft. Wenn ein Trainer den Vertrag verlängert, aber die Frau eigentlich weg will, dann wird es schwierig.“

„Wir wollten schon sehen, ob die Entwicklung weitergeht. Das hat Bo mit Bravour gemeistert.““ (Christian Heidel)

Ein weiterer relevanter Aspekt für Heidel: „Wir zeigen auch den Spielern auf, wie es weitergeht bei Mainz 05.“ Selbst nach dem holprigen Start in die laufende Saison seien an Henriksen intern keine Zweifel aufgekommen, versichert der Boss. Betont aber zugleich:  „Ich bin auch nicht der Typ, der letzten Sommer nach dem Klassenerhalt sofort hinrennt und einen Fünfjahresvertrag unterschreibt. Wir wollten schon sehen, ob die Entwicklung weitergeht. Das hat Bo mit Bravour gemeistert. Deswegen war es genau richtig, wie wir es gemacht haben: Uns nach der Vorrunde in Ruhe zusammenzusetzen und zu entscheiden.“

Dass Henriksen von Beobachtern mitunter auf die Rolle des Motivators reduziert wurde, sei für ihn nie relevant gewesen, erklärt Heidel:  „Es kommt doch immer wieder das Gleiche: der ist bloß ein Motivationskünstler – nur weil er an der Außenlinie ein bisschen rumhüpft. Aber erstens ist das gut für Mainz. Ich brauche keinen mit Anzug und Krawatte, der draußen nur steht. Und zweitens gibt es das nirgends, dass jemand ein Jahr lang nur als Motivationskünstler erfolgreich wäre. Wenn es so funktionieren würde, dann wäre Fußball sehr, sehr einfach.“

Henriksens Rollenverständnis als Teamplayer bildet ein weiteres Qualitätsmerkmal

Vielmehr habe sich Henriksen, bei seiner Ankunft nach Stationen in Dänemark und der Schweiz wohlgemerkt ein Bundesliga-Novize,  persönlich bemerkenswert rasch auf die Gegebenheiten eingestellt und sich „jeden Tag weiterentwickelt“. Speziell hebt Heidel dabei Henriksens Qualitäten als Teamplayer hervor: „Besonders imponiert mir immer, wenn ein Trainer sich auch starke Co-Trainer holt. Das ist bei Bo jetzt auch so. Performance-Trainer, Athletik-Trainer, die spielen bei ihm eine extrem große Rolle.  Weil er sagt: Das sind Experten, die können bestimmte Dinge besser als ich. Es gibt auch Trainer, die sagen, sie können alles. In der Regel können die dann aber eher wenig – alles zu können, geht nämlich gar nicht.“

 

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