Fallrückzieher als Krönung: Wie Sildillia sein Hoch erklärt 

 

Quasi aus dem Stand hat Kiliann Sildillia (22) nach einem schwierigen Halbjahr einen großen Teil zur jüngsten Freiburger Erfolgsserie mit vier Siegen ohne Gegentor beigetragen. Wie der Franzose sein Hoch erklärt und was der Trainer dazu sagt.

Schuster: „Er hilft uns unglaublich“

Im Freiburger Stadion waren am Freitagabend viele Highlights zu bestaunen. Zunächst war der 5:0-Kantersieg gegen Bremen an sich ein Spektakel für die SC-Fans. Vincenzo Grifo und zweimal Ritsu Doan veredelten schnell und flüssig vorgetragene, sehenswerte Angriffe, nachdem Grifo einen Freistoß von halbrechts raffiniert um die Mauer herum ins Netz gezirkelt hatte.

Dann gab es da aber noch diese eine Aktion, die alles andere in diesem Spiel in den Schatten stellte. Nach einer Viertelstunde legte sich Kiliann Sildillia nach einer von André Silva per Kopf gefährlich hoch in den eigenen Strafraum abgelenkten Grifo-Ecke quer in die Luft – und traf astrein per Fallrückzieher zur wegweisenden 1:0-Führung. „Ich weiß auch nicht, wo Kiliann den hergeholt hat“, staunte Offensivkraft Grifo nicht schlecht über die Akrobatik des französischen Verteidigers, der eher für seine Zweikampfstärke bekannt ist.

„War schön“ und „Danke, Atu“

Und für eine ausgeprägte Unaufgeregtheit, auf dem Platz und außerhalb. Entsprechend kommentiert er seine wahrscheinliche Kandidatur für das Tor des Monats. „Ich habe es einfach probiert, dann die Fans gespürt und gesehen, der Ball war im Netz. War schön, ich muss es mir noch mal anschauen“, sagt Sildillia in gutem Deutsch mit einem breiten Lachen.

„Danke, Atu“, sagte er sich im Gespräch mit den Journalisten ansonsten zweimal in Richtung Keeper Noah Atubolu, der mit seiner starken Elfer-Parade gegen Silva verhinderte, dass ein Lapsus Sildillias stärker ins Gewicht fiel: Ein unglückliches, aber letztlich klar strafbares Handspiel des Freiburger Rechtsverteidigers hatte beim Stand von 2:0 zum Strafstoß für Bremen geführt.

Schwierigstes Halbjahr direkt nach Karriere-Höhepunkt

Ansonsten lieferte Sildillia eine starke Leistungen ab und das zum vierten Mal in Serie. Das Erstaunlichste an diesem Hoch: Sildillia hat diese Top-Leistungen völlig ohne Rhythmus quasi aus dem Stand abgerufen. Das erste Saisonhalbjahr war das bisher schwierigste in der noch jungen Karriere des 22-Jährigen. Ausgerechnet nach seinem bisherigen Höhepunkt, Olympia-Silber als Stammkraft der französischen Auswahl, kam er im Verein hinten rechts nicht mehr an Konkurrent Lukas Kübler vorbei, wurde in der Hinrunde nur achtmal in der Liga eingewechselt. Ein schon im Sommer im Raum stehender Wechsel, etwa nach Wolfsburg, kam auch im Winter nicht zustande.

All das ist mental sicher nicht leicht zu verarbeiten, nachdem Sildillia zwei Spielzeiten lang zum Kreis der Freiburger Stammkräfte gezählt hatte. Als dann Lukas Kübler in Bochum gelbgesperrt fehlte, sprang Sildillia ein und markierte per Kopf den 1:0-Siegtreffer, obwohl an diesem letzten Wochenende der Transferperiode ein italienischer Erstligist noch ein attraktives Angebot für ihn abgab, der SC aber sein Veto einlegte.

„Du musst einfach deine Arbeit unter der Woche machen“

Wie also sind diese vier Auftritte, mit denen er einen großen Teil zu vier gegentorfreien Siegen beisteuerte, nach dieser schwierigen Phase zu erklären? „Es gibt Schwierigeres im Leben, als nicht Fußball zu spielen“, relativiert Sildillia zunächst und betont seine Priorität: „Ich bin Gott sei Dank gesund.“ Das sei eben eine Phase, die es im Fußball gibt. „Das war mehr eine Lernphase als eine schwierige Zeit. Du musst einfach deine Arbeit unter der Woche machen, bereit und im Kopf klar sein, wenn die Chance kommt und du musst sie nutzen“, sagt Sildillia: „Das war es, glaube ich.“

Hört sich in der Theorie so einfach an, ist es in der Praxis sicherlich nicht. Für die eindrucksvolle Umsetzung erhält Sildillia deshalb ein großes Kompliment von Trainer Julian Schuster. „Er kann die Leistung abrufen, weil er sich auch in der Phase zuvor sehr professionell verhalten hat. Das ist toll und wichtig, wenn es persönlich nicht so läuft, dass du dich trotzdem über das Training immer wieder anbietest und dabei bleibst.“

Schusters Kompliment: Wie geht es weiter mit Sildillia und Kübler

Lukas Kübler sei „super in die Saison gestartet und habe tolle Leistungen“ gezeigt. „Jetzt ist es gefühlt natürlich andersherum“, so Schuster: „Das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit und kein Zufall. Deshalb ist es schön, dass er sich belohnt und uns unglaublich hilft, auch über die Art und Weise, wie er spielt. Da profitieren alle voneinander.“ Bei einem Fallrückzieher wie am Freitag im Besonderen auch die Zuschauer. Ganz persönlich nur Kübler, der vor seinem Ausfall 19-mal in Serie in der Startelf gestanden und zwei Doppelpacks geschnürt hatte, nicht so sehr. Es wird spannend zu beobachten, wie Schuster die Einsatzzeiten der beiden im weiteren Verlauf der Saison verteilt.

 

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