Eintracht-Mitglieder votieren für Kapitalerhöhung 

 

Auf der Mitgliederversammlung am Montagabend haben die Eintracht-Mitglieder grünes Licht für eine Kapitalerhöhung gegeben. Dazu wird der e.V. ein Darlehen in Höhe von 15 Millionen Euro aufnehmen. Der kicker erklärt die Hintergründe.

78 Prozent Zustimmung – Was passiert im „Worst Case“?

Um 22.58 Uhr stieg die Spannung in der imposanten Frankfurter Jahrhunderthalle. Auf der zu diesem Zeitpunkt bereits knapp fünf Stunden andauernden Mitgliederversammlung kam es nach langatmigen Diskussionen zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 4.2: „Antrag des Präsidiums auf Zustimmung der Mitgliederversammlung für eine Kapitalerhöhung der Eintracht Frankfurt Fußball AG zur Stärkung des Eigenkapitals der Gesellschaft und der Position von Eintracht Frankfurt e.V. als Hauptaktionär.“

Kapitalerhöhung über zunächst etwa 22,5 Millionen Euro

Von den zu diesem Zeitpunkt 1107 stimmberechtigten Mitgliedern stimmten 842 für den Antrag (78,48 Prozent), 226 Mitglider votierten dagegen. Außerdem gab es 57 Enthaltungen. Präsidium des e.V. und Vorstand der Fußball AG können nun erst mal aufatmen.

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Vorstandssprecher Axel Hellmann resümierte um kurz nach 23 Uhr: „Demokratie kostet Kraft, ist anstrengend und erfordert auch viel Geduld. Das ist aber notwendig, um am Ende in der Mitgliederversammlung auch eine breite Mehrheit für die Kapitalerhöhung zu bekommen. Ich finde es sehr positiv, dass wir mit einem so breiten Votum herausgehen. Das ist kein knappes Ergebnis, sondern ein doch sehr, sehr überzeugendes.“

Vorab hatte unter anderem Hellmann intensiv um Zustimmung geworben. Im ersten Schritt werden über die Ausgabe neuer Aktien etwa 22,5 Millionen Euro generiert. Perspektivisch können es laut Beschluss bis zu 66 Millionen Euro werden. „Das ist der richtige Weg und das richtige Modell, um eine Sicherheit ins System zu bringen“, sagte Hellmann.

Die Kapitalerhöhung dient dazu, das Eigenkapital der Fußball AG zu stärken. So sollen die Liquidität erhöht und die Fremdkapitalkosten gesenkt werden, zum Ende der vergangenen Spielzeit betrugen die Finanzschulden 68,2 Millionen Euro. „Ohne höheren Eigenkapitalstock sind die Fremdkapitalkosten viel zu hoch und saugen viel zu viel Geld aus dem System“, erklärte Hellmann.

Es gehe aber auch darum, „aus einer Position der Stärke am Markt agieren zu können“, betonte Hellmann. Der Klub will nicht in die Situation kommen, Notverkäufe tätigen zu müssen, sollte etwa einmal der internationale Wettbewerb verpasst werden. Spieler sollen möglichst am Zenit ihres Marktwerts verkauft werden – wie kürzlich Omar Marmoush.

Das Eigenkapital lag zum Ende der vergangenen Saison bei 51,6 Millionen Euro. Laut Finanzvorstand Julien Zamberk ist das Ziel, das Eigenkapital mittelfristig auf 100 bis 120 Millionen Euro zu erhöhen. Im ersten Schritt soll das Eigenkapital über die jetzt beschlossene Kapitalerhöhung auf 70 bis 80 Millionen Euro steigen.

„Das wäre der Jackpot für den Verein“

Der Verein soll von der positiven sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklung im Profifußball profitieren und perspektivisch in die Lage versetzt werden, seine Anteile an der Fußball AG von aktuell 67,89 auf 75,01 Prozent zu erhöhen. „Das ist eine historische Chance für den Verein“, betonte Hellmann. Er erinnerte an dunklere Zeiten zu Beginn des Jahrtausends, in denen der e.V. lediglich 50,1 Prozent der Anteile an der Fußball AG hielt; 49,9 Prozent befanden sich damals in Besitz des Sportmarketing-Unternehmens Octagon.

Auch Schatzmeister und Aufsichtsrat Dominik Berker stellte diese große Gelegenheit heraus: „Unser Wunsch ist es, idealerweise auf 75,01 Prozent der Aktien zu kommen. Dann hätten wir die Sperrminorität aller anderen Aktionäre ausgeschlossen – das wäre der Jackpot für den Verein.“

Ausgeschlossen ist, dass die Anteile des e.V. durch die Kapitalerhöhung sinken. Das ging schon aus der Tischvorlage hervor: „Eintracht Frankfurt e.V. wird selbst mindestens 67,89 Prozent der neu auszugebenden Aktien erwerben, sodass sich durch die Kapitalmaßnahme die Höhe der Beteiligung des Vereins an der AG nicht verringert; das Präsidium wird ermächtigt, den Erwerb der Aktien – nach satzungsgemäßer Zustimmung durch den Verwaltungsrat – durch die Aufnahme von Darlehen zu finanzieren.“

Die Macht des e.V. im „Worst Case“

Die Darlehen belaufen sich auf 15 Millionen Euro und sollen innerhalb von fünf Jahren zurückgezahlt werden. Darlehensgeber sind Fans und Unternehmen aus der Region. „Es sind keine arabischen Scheichs“, bekräftigte Berker. Als Aktionär kommt die neu gegründete Gude-Beteiligungsgesellschaft hinzu, die etwa 7,5 Millionen investieren wird. Dahinter steckt der Fanklub „Business Eagles“. Die Beteiligungsgesellschaft überträgt ihre Stimmrechte an den e.V., wodurch sich die Stimmrechte von 67,89 Prozent auf etwa 70 Prozent erhöhen.

Bedient werden soll das Darlehen über die Lizenzgebühren, welche die Fußball AG für die Nutzung des Markennamens „Eintracht Frankfurt“ an den e.V. zahlt. Zuletzt stieg die Gebühr von 2,5 auf drei Millionen Euro im Jahr. Perspektivisch sollen es laut Berker sechs Millionen werden. Sollte wider Erwarten die Rückzahlung des Darlehens nicht möglich sein, könnte der Verein auch zu drastischen Mitteln greifen. Berker verdeutlichte: „Im Worst Case würden wir als e.V. in der Lage sein, einen Spielerverkauf zu erzwingen.“ Der e.V. stellt die Mehrheit im Aufsichtsrat.

Um die Rechte der Mitglieder zu stärken und eine hohe Hürde für mögliche künftige Anteilsverkäufe zu schaffen, stimmten die Mitglieder außerdem dafür, dass die Beteiligung an der Fußball AG ohne eine Zweidrittelmehrheit der Mitgliederversammlung nie unter 67 Prozent liegen darf.

 

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