Eine Frage von Sekunden: Der Nervenkrimi bei Batshuayi 

 

Die Verpflichtung von Michy Batshuayi entwickelte sich am Deadline Day für alle Beteiligten zum Drahtseilakt. Bis um 20 Uhr mussten alle erforderlichen Unterlagen auf der FIFA-Plattform Transfer Matching System (TMS) hochgeladen werden. Es gelang eine Punktlandung.

Die Rekonstruktion eines Last-Minute-Transfers

Noch im November blickte Markus Krösche tiefenentspannt auf das bevorstehende Transferfenster. „Wir wollen die Mannschaft so zusammenhalten und auch nicht wirklich etwas hinzufügen, weil wir glauben, dass wir so viel Potenzial in der Mannschaft haben, dass wir noch wachsen werden“, erklärte der Sportvorstand.

Da ahnte er noch nicht, dass Manchester City nach einer veritablen Ergebniskrise den großen Geldkoffer auspacken würde. Am 23. Januar wechselte der ägyptische Topstürmer Omar Marmoush für 75 Millionen Euro auf die Insel. Über Boni kann sich die Ablöse auf 80 Millionen Euro erhöhen.

Wahi war nur der erste Streich

Krösche war gut vorbereitet, nur einen Tag später präsentierte die Eintracht Elye Wahi (22) von Olympique Marseille. Den Angreifer, an dem schon im Sommer 2023 Interesse bestand, ließ sich die Eintracht 20 Millionen Euro kosten (plus fünf Millionen Euro über mögliche Boni).

Nur auf Wahi zu setzen, hätte allerdings ein Wagnis bedeutet. Der Franzose laborierte zuletzt an einer Oberschenkelverletzung und wird erst an diesem Mittwoch voll ins Mannschaftstraining einsteigen. Es käme nicht überraschend, wenn er etwas Zeit benötigt, um sich an die Bundesliga zu gewöhnen und in Top-Form zu kommen.

Sturm-Hüne Igor Matanovic enttäuschte bei seinen jüngsten Einsätzen komplett und ist nun auch noch am Fuß verletzt. Eine genaue Diagnose gab der Klub noch nicht bekannt, schrieb am Dienstag nur, dass der kroatische Nationalspieler „bis auf Weiteres“ ausfalle. In der zuletzt gezeigten Verfassung wäre der 21-Jährige aber ohnehin keine Hilfe gewesen.

Die Verantwortlichen erkannten den Bedarf, noch einmal nachzulegen. „Markus hat noch ein bisschen was zu tun heute Abend“, sagte Trainer Dino Toppmöller nach dem 1:1 gegen Wolfsburg am Sonntag. „Wir halten die Augen und Ohren offen, um eventuell noch etwas machen zu können. Aber wir sollten aus Überzeugung handeln. Es muss Sinn machen und zur Mannschaft passen.“

Ursprünglich forderte Galatasaray acht Millionen

Der Name Michy Batshuayi kursierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Öffentlichkeit, war aber längst das intern erklärte Transferziel. Bis zum „Deadline Day“ schien es so, als würde die Verpflichtung des 56-maligen belgischen Nationalspielers (27 Tore) in Diensten von Galatasaray ein frommer Wunsch bleiben.

Ursprünglich forderte der türkische Tabellenführer nach kicker-Informationen acht Millionen Euro Ablöse. Weil sich die Eintracht auf diese Konditionen nicht einlassen wollte, präferierte sie ein Leihgeschäft. Doch die Regularien erlaubten Galatasaray keine weitere Leihe, es kam nur ein fester Transfer infrage.

Nachdem die Türken am Sonntag Stürmer Alvaro Morata (32) verpflichtet hatten, wuchs der Druck, Batshuayi noch abzugeben. Der 31-Jährige stand zuvor schon im Schatten von Victor Osimhen (26), seine Einsatzzeiten wären wohl weiter gesunken.

Die Tür öffnete sich am Montag allerdings erst gegen 16 Uhr. Erst ab diesem Zeitpunkt zeichnete sich eine Einigung zwischen den Klubs ab. Doch es gab eine weitere Hürde: Um 18 Uhr bestritt Galatasaray ein Ligaspiel bei Gaziantep FK, Batshuayi stand da schon nicht mehr im Kader. Der Transfer musste parallel zum Spiel finalisiert werden.

Am Ende ging es um Sekunden

Auch Real Betis zeigte offenbar großes Interesse, doch Batshuayi wollte unbedingt nach Frankfurt, wo er auf Nationalmannschaftskollege Arthur Theate (24) trifft. Nach kicker-Informationen verzichtet der Stürmer bei der Eintracht, wo er einen Vertrag bis 2027 unterschrieb, auf annähernd sieben Millionen Euro Gehalt. Bei Galatasaray verdiente er dem Vernehmen nach 4,5 Millionen Euro netto.

Dieser Verzicht dokumentiert eindrucksvoll, dass es Batshuayi im Herbst seiner illustren Karriere in einer der europäischen Top-Ligen noch einmal wissen will. Mit seinem immensen Erfahrungsschatz und Torriecher soll er sich für die mit vielen jungen Spielern gespickte Frankfurter Offensive rasch als Verstärkung erweisen.

Trotzdem bestand die reale Gefahr, dass der Transfer scheitert. Es war eine Punktlandung, der einige Turbulenzen vorausgingen. Aus Vereinskreisen ist zu hören, dass die Abwicklung des Transfers keine zehn Sekunden länger hätte dauern dürfen. Pünktlich um 20 Uhr waren auf der FIFA-Plattform Transfer Matching System (TMS) alle erforderlichen Unterlagen hochgeladen.

Die Sockelablöse beläuft sich auf zwei Millionen Euro und kann über Boni auf bis zu 3,5 Millionen Euro steigen. Realistisch sind drei Millionen. Für einen Spieler dieser Güteklasse ist das ein Schnäppchen. Der Nervenkitzel hat sich gelohnt.

 

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