Es war die Szene, die das Spiel zu Gunsten von Werder Bremen hätte kippen lassen können. Doch der VAR nahm die Rote Karte für Augsburgs Kristijan Jakic zurück. Die Ansichten unterschieden sich im Nachhinein naturgemäß.
Unterschiedliche Meinungen bei Bremen und Augsburg
Gezögert hatte Benjamin Brand nicht – gleich zweimal. Unmittelbar, nachdem Marvin Ducksch im Duell mit Kristijan Jakic zu Boden gegangen war, zückte der Referee die Rote Karte für den Augsburger, der in der 39. Minute letzter Mann seiner Mannschaft gewesen war. Ebenso konsequent agierte Brand aber kurz darauf, als er vom VAR in die Review Area geschickt worden war: Nur kurz schaute er sich die Bilder an – und da kein strafbarer Kontakt zu erkennen war, nahm er den Platzverweis zurück.
Ducksch konnte die letztlich korrekte Entscheidung bereits auf dem Platz nicht begreifen und stellte auch bei seinem Interview bei DAZN im Anschluss in Frage, „ob das eine klare Fehlentscheidung ist“, bei dem der VAR hätte eingreifen müssen. „Er hat kurz seinen Arm dran, da weiß ich nicht, ob man da das ganze Spiel ändern und die Rote Karte zurücknehmen muss.“ Nicht nur habe Jakic seinen Arm an seiner Schulter gehabt, auch am Fuß habe er einen Treffer gespürt. „Im Spiel merke ich den Kontakt und dann nehme ich den an, weil ich sehe, dass ich mit Jakic letzter Mann bin, es dann eine Rote Karte gibt und es für uns ein ganz neues Spiel gewesen wäre.“
Werder lag zu diesem Zeitpunkt mit 0:1 zurück und hatte – wie auch über weite Strecken danach – Probleme, sich klare Chancen zu erspielen. Allerdings gab Ducksch auch zu, dass er nach dem Zweikampf mit Jakic hätte weiterlaufen können: „Es war vielleicht eine dumme Aktion von mir, ich hätte auch einfach aufs Tor laufen können und wir wären auch sicher zum Abschluss gekommen.“ Eine so große Chance wie die, die sich in der Aktion angekündigt hatte, hatte sich Werder jedenfalls – mit Ausnahme von einem Pfostenschuss Marco Grülls – in der gesamten Partie nicht erspielt.
„Ich hatte das Gefühl, dass es auf jeden Fall reicht für eine Torverhinderung und wenn es dann so lange dauert, um das zurückzunehmen, dann weiß ich nicht, ob man es zurücknehmen muss“, argumentierte Ducksch weiter für eine Rote Karte. „Es ist ja nicht so, dass ich hinten ausschere und ihn treffe, sondern ich bin im Laufen und er berührt mich. Ich glaube schon, dass er mich mit dem Knie am Fuß trifft.“ Genau, gab Ducksch aber zu, könne er es auch nicht sagen. Dass er sich aber habe fallen lassen, verteidigte er als in der Szene „logisch“.
Auch Duckschs Trainer Ole Werner sowie Werder-Kapitän Marco Friedl sagten jeweils, dass sie im Spiel von einem Kontakt und damit einer klaren Roten Karte ausgegangen waren. „Der Schiedsrichter“, sagte Werner, „hat gesagt, dass es ihm zu wenig ist für ein Foul.“ Brand selbst wollte sich vor den TV-Kameras nicht äußern.
Lob erhielt er für sein Vorgehen in der Szene von Augsburgs Trainer Jess Thorup. „Ich finde es toll, weil er es sich auch einfach hätte machen und sagen können: Ich habe was gesehen“, erklärte der FCA-Coach. „Toll, dass er rausgeht und ihn zurücknimmt. Es gehört auch dazu, dass man nicht nur über die schlechten Dinge vom Schiedsrichter redet.“ Jakic, erzählte Thorup, habe ihm gesagt, dass er „nichts gemacht und ihn nicht berührt“ hatte. „Und ich finde das auch“, stellte Thorup klar.
Deutlich mehr Glück hatte sein Team wenige Minuten später, als Elvis Rexhbecaj den Ball im eigenen Strafraum an die Hand bekam und Brand sowie der VAR Werder den eigentlich fälligen Elfmeter verweigerte. Rexhbecaj sah das naturgemäß anders und argumentierte: „Ich springe hoch, meine Augen sind zu und der Ball fällt mir auf die Hand. Die Bremer hätten in ihrem Strafraum wahrscheinlich auch gesagt, dass man da nichts machen kann. Im Sinne des Fußballs ist es kein Elfmeter.“ Ob es auch im Sinne der Regeln war, ist aber wohl eine andere Frage.