Beim spektakulären Debüt des neuen Hoffenheimer Trainers Christian Ilzer am Samstag gegen Leipzig (4:3) fehlte Florian Grillitsch im Kader. Der 29-Jährige ist wohl gleich doppelt verletzt.
Österreicher ohne echte Perspektive bei Landsmann Ilzer
Eigentlich hätte Florian Grillitsch dem Vernehmen nach dem Aufgebot der TSG gegen Leipzig angehören sollen. Wenngleich nicht in der bislang angestammten Hauptrolle in der Startelf. Doch nach dem Abschlusstraining meldete sich laut Trainer Christian Ilzer eine Blessur am Deltaband im Sprunggelenk erneut zurück, die den 29-Jährigen schon einmal geplagt hatte. Eine durchaus glaubhafte Version und demnach kein vorgeschobenes Alibi, auch wenn nicht nur Grillitschs Fuß, sondern auch sein Stolz durchaus verletzt sein könnte.
Denn unter der Woche wurden auch mit Grillitsch Perspektivgespräche geführt, am Mittwoch mit Sportgeschäftsführer Andreas Schicker, tags darauf mit Ilzer. Von seinen beiden Landsleuten erfuhr der Mittelfeldspieler, der auch schon mittig in der Dreierkette eingesetzt worden war, dass seine Aussichten im neuen System und Spielstil nicht eben rosig sind und sein bisheriger Status kaum zu halten sein wird. Das ist zwar für den so Bewerteten hart, von einer kategorischen Ausmusterung, die schnell die Runde machte, kann aber keine Rede sein.
Eine Frage des Profils
Mittelfristig läuft es sicherlich dennoch auf eine vorzeitige Trennung hinaus, kann und will der Nationalspieler Österreichs schließlich seine Perspektiven auch in der Landesauswahl nicht gefährden. Mit fehlender Wertschätzung des Spielers und Menschen Grillitsch hat das nichts zu tun. Allerdings passt das Profil dieses Fußballers nicht so recht zu den Anforderungen, der Positionierung und der Spielidee des neuen Coaches.
Der hatte gleich am Samstag die Planstelle im Zentrum einer Dreierkette kurzerhand gestrichen und auf Viererkette umgestellt. Den von Vorgänger Pellegrino Matarazzo dafür eigens umgeschulten Anton Stach schob Ilzer ins defensive Mittelfeld – zuletzt Grillitschs Revier neben Jungstar Tom Bischof. Dort wird es also eng, zumal mit Umut Tohumcu, Dennis Geiger oder Diadie Samassekou weitere Optionen vorhanden sind.
Zusätzlich erschwert Grillitschs eher auf Ballbesitz ausgerichtete Spielart eine Eingliederung unter Ilzer, der – wie schon am Samstag unschwer zu erkennen – auf schnelles und vertikales Passspiel mit wenigen Kontakten setzt und auf robuste und dynamische Akteure. Der elegante und ballsichere Grillitsch aber neigt dazu, den Ball länger zu führen, mehrfach zur Eröffnung anzusetzen und mehr als künftig gewünscht in die Breite oder gar nach hinten zu spielen. Zudem ist der Routinier mit seinen 29 Jahren mittlerweile in einem Alter, in dem preissteigernde Entwicklungssprünge eher unwahrscheinlich sind. Deshalb ist von einem Abgang vor dem Vertragsende 2026 auszugehen, ob gleich im bevorstehenden Winter oder erst im Sommer, hängt vom Markt ab.
Bis dahin könnte Grillitsch auch unter Ilzer durchaus noch Einsätze bekommen und für sich werben, wenn auch nicht in voller Länge wie gewohnt. Sobald die Fußverletzung abgeklungen ist. Grundsätzlich neigt sich eine lange, aber nicht immer reibungslose Zusammenarbeit zwischen der TSG und dem Techniker dem Ende zu.
In Hoffenheim hatte der ablösefrei aus Bremen gekommene Grillitsch den nächsten Karriereschritt vollzogen. Der angepeilte Step zu einem noch renommierteren Klub aber gestaltete sich schwierig. Als sich im Sommer 2021 dann doch die Chance bot und die AC Mailand Grillitsch für knapp zehn Millionen Euro aus dem auslaufenden Vertrag herauskaufen wollte, lehnte Hoffenheim ab.
Grillitsch ging schließlich ablösefrei und schloss sich nach mehreren gescheiterten Verhandlungen mit verschiedenen Klubs spät Ajax Amsterdam unter dem früheren TSG-Coach Alfred Schreuder an. Doch auch in den Niederlanden lief es nicht wunschgemäß, im Sommer 2023 war Grillitsch – ebenfalls ablösefrei – in den Kraichgau zurückgekehrt.