Die bittere Erkenntnis der Eintracht: „Das müssen wir akzeptieren“ 

 

Aus den beiden Top-Spielen geht Eintracht Frankfurt mit null Punkten, acht Gegentoren und einem angekratzten Selbstbewusstsein raus. Die Erkenntnis ist nach dem 1:4 gegen Leverkusen ernüchternd.

Null Punkte und acht Gegentore in den Top-Spielen

Meistens bedarf es im Fußball keiner komplizierten Analysen. Sowohl Dino Toppmöller als auch Markus Krösche erklärten am Samstagabend nach dem 1:4 gegen Bayer Leverkusen zunächst recht ausführlich, was alles schiefgelaufen ist und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind. Ganz konkret und ohne Umschweife brachte es der Sportvorstand aber erst nach einer Rückfrage auf den Punkt: „Weniger Fehler machen!“

Auch der Trainer kam irgendwann mit einer unmissverständlichen Aussage auf den Punkt: „Wir können jetzt noch zwei Stunden diskutieren. Leverkusen war einfach zu gut, das müssen wir akzeptieren.“ Das ist die harte, aber ehrliche Wahrheit.

„Wir haben zweimal die Grenzen aufgezeigt bekommen“

Die Eintracht hatte die Ehre, binnen sieben Tagen die beiden derzeit besten Mannschaften Deutschlands spielen sehen zu dürfen. Über viel mehr als die Zuschauerrolle kam sie dabei auch nicht hinaus. Die Bilanz ist ernüchternd: null Punkte und ein Torverhältnis von 1:8 gegen Bayern und Leverkusen. „Wir haben zweimal die Grenzen aufgezeigt bekommen“, musste Toppmöller eingestehen.

Frankfurt versuchte es in den beiden Top-Spielen mit unterschiedlichen Ansätzen. Doch egal, ob es die tiefe, zuweilen viel zu passive Verteidigung gegen den FC Bayern war oder das teils hohe und frühe Stören gegen die Werkself – unterm Strich steht mit vier Gegentoren mit Blick auf die Defensive das gleiche Resultat. Taktische Feinheiten spielten in beiden Partien ohnehin nur eine Nebenrolle. Zu hoch war jeweils die Zahl der groben, individuellen Fehler.

Die schmerzhafte Erfahrung

Es gibt einige Dinge, die man als Gegner von Bayer Leverkusen tunlichst unterlassen sollte. Ganz oben auf dieser Liste steht: Granit Xhaka zu viel Zeit und Raum geben. Das ist prinzipiell auch bei Eintracht Frankfurt jedem bekannt. Dennoch vernachlässigten die Spieler, allen voran Ellyes Skhiri und Hugo Larsson, diesen Aspekt am Samstagabend konsequent.

Dreieinhalb Sekunden ohne Gegnerdruck, wie bei der Vorlage zum 0:1, sind für den Schweizer Strategen eine Ewigkeit. Beim vorletzten Pass zum 0:3 gewährten sie ihm sogar noch eine Sekunde mehr. „Manchmal muss man auch schmerzhaft erfahren, dass wir noch nicht so weit sind, um auf Top-Level gegen solche Mannschaften zu bestehen. Das hat man auch bei den Toren gesehen“, resümierte Markus Krösche.

Was diese Erkenntnis noch viel bitterer macht, ist die Tatsache, dass die Werkself längst nicht ihre ganze Klasse in die Waagschale werfen musste. Sie nutzte einfach nur die Unzulänglichkeiten der Frankfurter recht effizient aus. Und davon gab es viele: Neben der Schlafmützigkeit der zentralen Mittelfeldspieler steht Robin Kochs Stellungsfehler vor dem 0:1 genauso exemplarisch wie Arthur Theate, der vor dem 0:3 eine ganze Ecke langsamer schaltete als Patrick Schick. Zahlreiche unnötige Ballverluste im Spielaufbau, speziell in der ersten Hälfte, blieben darüber hinaus ungesühnt.

Immerhin wehrte sich Hugo Ekitiké, der in München noch mit einem lethargischen, beinahe lustlosen Auftritt zum Sinnbild der Niederlage wurde, diesmal gegen die Niederlage. Hätte der Franzose nicht inmitten der Drangphase den Fehler Nordi Mukieles eiskalt bestraft, hätte schon die erste Hälfte nach zuvor drei Bayer-Toren binnen sieben Minuten zu einer noch heftigeren Abreibung werden können. Ekitiké war auch ansonsten bemüht, konnte allein aber nicht viel ausrichten. Sein Sturmpartner Elye Wahi wirkte bei seinem Startelfdebüt über weite Strecken noch wie ein Fremdkörper im Team. Krösche nahm den Winterneuzugang in Schutz: „Das war sicherlich nicht ganz so einfach. Man merkt auch, dass die Laufwege noch nicht so wirklich abgestimmt sind mit den anderen Jungs. Aber es ist ein normaler Prozess.“

Es darf nichts hängen bleiben

Die Eintracht muss jetzt zeigen, dass die beiden Lehrstunden zumindest einen Zweck erfüllt haben. Zu den Erkenntnissen gehört auch, dass die Spieler die beiden klaren Niederlagen aus den Köpfen bekommen müssen. Es darf in den Gedanken nichts hängen bleiben, was noch mehr am ohnehin schon angekratzten Selbstvertrauen nagt. Dass man den beiden deutschen Top-Teams nicht das Wasser reichen konnte, muss – wie von Toppmöller betont – für den Moment einfach akzeptiert werden. „Ich habe den Jungs gesagt, die Enttäuschung heute, die müssen wir auch zulassen. Und ab morgen müssen wir uns einfach auf die Dinge fokussieren, die dann vor uns liegen“, sagte der Coach am Samstagabend.

In den kommenden Wochen steht zu viel auf dem Spiel, als dass sich die Eintracht weitere fehlerbehaftete Auftritte dieser Art erlauben darf. Denn zur Wahrheit gehört auch: Solch eklatante Fehler, wie sich die Frankfurter in den beiden Top-Spielen leisteten, werden auch von Union Berlin, Bochum und Stuttgart bestraft. Sehr wahrscheinlich zwar nicht derart effizient, doch es reichen ja auch weniger als vier Gegentore, um am Ende ohne Punkte dazustehen.

Nicht nur in diesen drei Ligaspielen im März muss die Eintracht ein anderes Gesicht zeigen. Sie muss am Donnerstagabend in der Europa League bei Ajax Amsterdam damit beginnen, dem Negativstrudel zu entfliehen. Sonst droht ein unangenehmes Frühjahr. Der Vorsprung auf die ärgsten Konkurrenten in der Liga ist bereits verspielt.

 

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