Bis zum letzten potenziellen Spiel des Wochenendes hatte es gedauert, dann kam sie doch noch: Beim Spiel Leverkusen gegen Hoffenheim tätigte Dr. Robin Braun die erste Schiedsrichter-Durchsage der Bundesliga-Geschichte.
Beim Spiel Leverkusen gegen Hoffenheim
Erst das dritte Bundesliga-Spiel seiner Karriere leitete Dr. Robin Braun am Sonntagabend in Leverkusen – und doch hat er jetzt allen anderen Referees etwas voraus: die Erfahrung, eine Durchsage zu einer VAR-Entscheidung in einem vollbesetzten Bundesliga-Stadion getätigt zu haben.
Im Spiel zwischen dem amtierenden Meister Bayer 04 und der TSG Hoffenheim lief die 22. Minute, als Hoffenheims Dennis Geiger einen Pass von Leverkusens Granit Xhaka zu Nathan Tella abfälschte, der von TSG-Verteidiger David Jurasek zu Fall gebracht wurde. Unstrittig ein Foul, sodass Braun zunächst auf den Punkt zeigte.
Allerdings meldete sich VAR Robert Schröder aus dem Kölner Keller, der Treffer wurde überprüft. Tella stand bei Xhakas Pass deutlich im Abseits und Geigers Abfälschen änderte nichts daran, dass der Angreifer aus der verbotenen Zone gekommen war, als Jurasek ihn foulte.
Nach einer rund zweiminütigen Unterbrechung, in der Köln die Szene überprüfte und Braun nicht in die Review Area geschickt wurde, schaltete der Referee schließlich sein Mikrofon an, wandte sich in Richtung Haupttribüne und sagte: „Der Strafstoß wurde überprüft. Nach Ansicht der Bilder lag eine Abseitsstellung vor. Deswegen lautet die Entscheidung: Kein Strafstoß. Abseits.“
Im Stadion gut verständlich
Sowohl in der BayArena als auch in der TV-Übertragung bei Streamingdienst DAZN war das „Public announcement“, wie der DFB die Durchsagen nennt, gut zu verstehen. Auch der Ablauf schien reibungslos. In der Leverkusener Fankurve wurde während der Überprüfung – wie fast immer, wenn es bei einem Heimspiel von Bayer 04 zu einem VAR-Einsatz kommt – ein Banner mit der Aufschrift „Videobeweis abschaffen“ hochgezogen. Diese richtete sich wohl aber eher gegen den VAR an sich, als gegen den Durchsagen-Testlauf.
Der DFB zeigte sich mit der Premiere in Leverkusen „sehr zufrieden, sowohl inhaltlich als auch technisch“. In einem Statement lobte der Verband den Referee: „Robin Braun hat in so knappen wie präzisen Worten bekanntgegeben, dass der Strafstoß überprüft wurde und sich dabei herausgestellt hat, dass dem Foulspiel ein strafbares Abseits vorausgegangen ist, weshalb auf Abseits statt Strafstoß zu entscheiden ist. Die Durchsage war im Stadion gut zu verstehen und hat den Grund für die Rücknahme des Strafstoßes für die Zuschauer in der BayArena transparent gemacht. Damit war ein echter Mehrwert gegeben.“
Auch Braun selbst zeigte sich zufrieden. Als „am Ende gut“ bewertete er in einem Sky-Interview seine Durchsage. „Das Setting, was wir hier haben, darauf kann man sich nicht vorbereiten. Ich bin erleichtert, dass alles geklappt hat, keine Versprecher dabei waren und es hoffentlich auch den Mehrwert gebracht hat, der gewünscht ist.“ Geholfen habe dabei, dass man sich die Zeit genommen habe, um alles durchzutesten. „Dann hatten wir ziemlich schnell ein gutes Gefühl, dass alles passt. Dann waren die alten Abläufe wieder da und man war im Fokus.“
Der DFB hatte die Einführung der Schiedsrichter-Durchsagen am vergangenen Montag bekanntgegeben und erhofft sich damit mehr Transparenz. Eingesetzt wird das Mittel, wenn der Schiedsrichter eine Szene in der Review Area überprüft oder wenn – wie am Sonntag in Leverkusen geschehen – eine Entscheidung durch Eingriff des VAR geändert wird.
„Die Durchsage war mir egal.“ (Jonathan Tah)
Die Neuerung war offenbar nicht zu jedem durchgedrungen. „Ich wusste um ehrlich zu sein gar nicht, dass es heute zum ersten Mal passieren wird“, sagte Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah nach Abpfiff bei Sky. Für ihn als Spieler habe es keinen Unterschied gemacht. „Ich weiß nicht, ob es uns was bringt, oder nicht eher den Leuten auf der Tribüne“, erklärte er. „Am Ende hat der Schiedsrichter beim möglichen Elfmeter so entschieden, da war mir die Durchsage egal.“
Bis Saisonende wird die Durchsage in den Stadien von insgesamt sieben Erst- und zwei Zweitligisten – darunter der BayArena in Leverkusen – getestet. In den ersten vier möglichen Spielen des Wochenendes – der Zweitliga-Partie Düsseldorf gegen Ulm sowie den Bundesliga-Spielen Bayern gegen Kiel, St. Pauli gegen Augsburg und Frankfurt gegen Wolfsburg – war die Durchsage nicht zum Einsatz gekommen, weil der VAR bei keinem der vier Spiele eingeschritten war.
Im Anschluss an die laufende Saison will der DFB die Testphase mit Zuschauerbefragungen evaluieren und dann zusammen mit den Schiedsrichter-Verantwortlichen über den weiteren Fortgang in diesem Bereich beraten.