Gegen Lille OSC blieb Julian Brandt erneut blass und ohne kreative Momente. Der Zehner von Borussia Dortmund sucht seine Form und seine Magie.
Dortmunds Zehner bleibt im Formtief
An Finn Dahmen haben alle, die es mit Borussia Dortmund halten, gar keine guten Erinnerungen. Als Keeper von Mainz 05 war er im Mai 2023 unter anderem mit einem gehaltenen Elfmeter unmittelbar daran beteiligt, dass der BVB damals die sicher geglaubte Meisterschaft verspielte. Nun kehrt er mit dem FC Augsburg zurück nach Dortmund und bringt nicht nur wegen der positiven Vergangenheit im Westfalenstadion eine breite Brust mit.
Mit 433 Minuten am Stück ohne Gegentor wird Dahmen bei Anpfiff am Samstag auf dem Platz stehen, das ist Vereinsrekord. Und angesichts der Formstärke des Torhüters und Augsburgs Defensive wird der BVB enorm gefordert sein, um den Bestwert nicht rund zwei Stunden später auf 523 Minuten anwachsen zu lassen.
Nur zwei Dortmunder Chancen gegen Lille
Denn mit Ausnahme des in der Schlussphase deutlich herausgeschossenen Siegs gegen Union Berlin zeigt Dortmund auch unter Niko Kovac immer noch Probleme, sich aus Ballbesitz und -gewinnen regelmäßig Torchancen zu erspielen. Gegen Lille am Dienstag waren es gerade einmal zwei Gelegenheiten, das Fernschuss-Tor von Karim Adeyemi und ein Schuss ans Außennetz von Serhou Guirassy.
Auch beim FC St. Pauli am vergangenen Wochenende war es vor allem die Effizienz in der zweiten Hälfte, die den 2:0-Sieg brachte. Es fehlt weiterhin zu oft an einem kreativen Übergang zwischen Aufbaureihe ganz hinten und Stürmer Guirassy ganz vorne. Der formschwache Jamie Gittens ist links derzeit ohne Einfluss und vor allem auf der Zehn fehlt der Spielwitz, den Julian Brandt einer Partie an guten Tagen geben kann.
Startelf-Chance nicht genutzt
Der Zehner aber steckt in diesem Jahr in einer Formkrise. Gegen Union fehlte er zuletzt verletzt, bei St. Pauli saß er den Großteil des Spiels auf der Bank, die erneute Startelf-Chance gegen Lille blieb ungenutzt. Zwar agierte der Vize-Kapitän bemüht und fleißig gegen den Ball, nach vorne allerdings fehlten Einfluss und Gefahr.
Das zeigen auch die Zahlen: Erst vier Tore erzielte der 28-Jährige in der laufenden Saison in 32 Spielen, statt wie im Vorjahr alle 323 Minuten zu treffen ist er nur noch alle 610 Minuten erfolgreich – obwohl er häufiger abschließt. Zehn Vorlagen sind immer noch beachtlich, aber ebenso weniger als in der vergangenen Spielzeit, in der er Dortmunds Topscorer war. Bedenklich ist vor allem der Abfall seit der Winterpause: In den 13 Partien seit Jahresbeginn ist er nur noch an vier Treffern beteiligt gewesen und damit ein Gesicht der zwischenzeitlich dramatischen Dortmunder Krise.
Ein Steckpass als Sinnbild
Während sich das Team inzwischen etwas stabilisiert hat, hängt Brandt noch immer durch – so auch gegen Lille. Sinnbildlich eine Szene in der 33. Minute: Der Steckpass auf den durchstartenden Rechtsverteidiger Julian Ryerson wäre an einem guten Tag sicher angekommen, so stand der zu weite Ball für die vergeblichen Versuche Brandts, seine Mitspieler in Szene zu setzen.
Immer wieder suchte Trainer Kovac den direkten Austausch, doch entscheidend änderte sich nichts. Gegen den FCA dürfte der langjährige Nationalspieler dennoch wieder in der Startelf stehen – einfacher als gegen Lille wird es gegen Dahmen und Co. nicht.