Sechs Spieler bewerben sich beim FC Bayern für zwei Plätze außen defensiv: je drei rechts hinten wie links. Einer dürfte gesetzt sein, bei zumindest zwei Kandidaten reicht es nicht für höchste internationale Ansprüche.
Nicht jeder mit Top-Qualität
Was waren das für Zeiten, als die Außenverteidiger beim FC Bayern Philipp Lahm und David Alaba hießen. Weltklasse der deutsche Weltmeister-Kapitän, mindestens gehobene internationale Klasse der Österreicher. Von solch Qualität ist der FC Bayern 2025 weit entfernt. Vor der entscheidenden Saisonphase muss Trainer Vincent Kompany aus einem Sextett die richtigen Kandidaten für die Topspiele finden.
Beim Last-Minute-1:1 gegen Celtic Glasgow begannen Raphael Guerreiro links und Josip Stanisic rechts. Guerreiro zeigte einmal mehr, dass er gehobenen Ansprüchen zumindest aktuell nicht genügt. Dem Portugiesen fehlt die Geschwindigkeit, aufgrund seines Formtiefs neigt er zudem zu Fehlern. Beim 0:3 in Rotterdam verursachte er beispielsweise plump einen Elfmeter.
Gut für Kompany, dass er links über zwei bessere Alternativen verfügt, die gerade ihr Comeback gefeiert haben. Alphonso Davies kehrte gegen Celtic nach überstandenem Muskelfaserriss als Joker zurück und erzielte das 1:1. Der Kanadier, der jüngst seinen Vertrag bis 2030 verlängert hat, dürfte gesetzt sein. Auch wenn Davies den ein oder anderen Stellungsfehler begeht, wird sein Tempo gegen Top-Gegner in der Champions League benötigt, sowohl beim Ablaufen von Gegenspielern und Bällen als auch in der Offensive.
Die defensivere Version zu ihm heißt Hiroki Ito. Den Japaner warf Kompany nach einem halben Jahr Verletzungspause wegen eines Mittelfußbruchs sowohl im Hinspiel in Glasgow als auch beim 0:0 in Leverkusen ins kalte Wasser. Dort schwamm er wie viele seiner Mitspieler. Für ein Urteil über ihn ist es zu früh, mit mehr Spielpraxis könnte er aufgrund seiner Passsicherheit jedoch eine wertvolle Alternative sein. Vielleicht sogar in der Innenverteidigung, wo er als Linksfuß in Konkurrenz zum fehleranfälligen Min-Jae Kim treten könnte.
Guerreiro und Boey fallen qualitativ ab
Was für Ito links gilt, trifft auch auf Stanisic rechts zu. Der 24-Jährige fehlte ebenfalls monatelang, er hatte sich kurz vor dem Bundesligastart einen Außenbandriss im Knie zugezogen. Wie Ito muss er mitten im Wettbewerb in Form kommen, Testspiele dafür gibt es nicht. Gegen Celtic agierte er in der Defensive arg und ungewohnt fehleranfällig, immerhin schob er offensiv kräftig mit an.
Mit mehr Spielpraxis dürfte sich Stanisic ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Konrad Laimer um den Platz rechts hinten liefern. Der Österreicher startete dort eigentlich als Notlösung, ist er von Haus aus doch Mittelfeldspieler. Doch Laimer erledigt den Job meistens sehr zufriedenstellend, ist ein Kämpfer par excellence, gibt immer alles. Gegen Celtic verzichtete Kompany komplett auf ihn, was etwas verwunderte.
Dritter im Bunde als Rechtsverteidiger ist Sacha Boey, doch der Franzose fällt wie Guerreiro qualitativ ab. Seit er vor gut einem Jahr für überteuerte 35 Millionen Euro von Galatasaray Istanbul kam, warfen ihn immer wieder Verletzungen zurück. Ihm fehlt der Rhythmus, richtig überzeugt hat er in seinen wenigen Einsätzen nicht.
Fazit: Die Quantität auf der Außenbahn defensiv stimmt nach den Comebacks von Ito, Stanisic und Davies. Qualitativ aber bleiben Zweifel, wenn es in der Champions League nun in die heiße Saisonphase geht.