Harry Kane war der entscheidende Mann beim 3:0-Erfolg gegen Leverkusen. Dabei glänzte der Bayern-Stürmer auch wieder beim Elfmeter. Das warf direkt die Frage auf, wann der Engländer das letzte Mal Nerven vom Punkt gezeigt hatte.
Bayern-Stürmer eiskalt vom Punkt
Kleine Schritte beim Anlauf, den Kopf gehoben, den Torhüter ausgeguckt und mit einer Eiseskälte den Ball im Netz versenkt: So kennt man Harry Kane bestens im Dress des FC Bayern und der englischen Nationalmannschaft.
Auch am späten Mittwochabend beim 3:0-Erfolg im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen Bayer 04 Leverkusen zeigte der 31-jährige Kapitän der Three Lions wieder seine Klasse vom Punkt. So blieb er hier in der 75. Minute beim Duell mit Werkself-Keeper Matej Kovar cool und feuerte die Kugel ansatzlos in den rechten oberen Winkel.
Damit versenkte Kane, der nun zum siebten Mal in seiner Karriere auf mindestens 30 Tore in einer Spielzeit kommt, ganz nebenbei seinen 30. Elfmeter in Folge im gegnerischen Gehäuse. Der Torgarant der Münchner macht so den Anschein, der sicherste Elfmeterschütze in diesen Tagen im Weltfußball zu sein. Mit solch einer Serie stellt er auch Granden der Vergangenheit wie Michael Ballack – zu seiner Zeit selbst bekannt für Sicherheit beim Elfmeter – in den Schatten.
„Ich kenne keinen, der Elfmeter besser schießt“
Der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft und Ex-Bayern-Profi (2002 bis 2006) war an diesem Abend auch als DAZN-Experte in der Allianz-Arena vor Ort – und zog im Anschluss an die Vorstellung von Kane, der schon das 1:0 via starkem Kopfball erzielt hatte, seinen Hut.
„So geht ein Führungsspieler voran“, holte Ballack in diesem Atemzug aus. „Er hat das komplette Repertoire – und ist ein unglaublich sicherer Elfmeterschütze.“ Auch klubintern ist diese Stärke natürlich bestens bekannt. „Ich kenne keinen, der Elfmeter besser schießt“, hatte zuletzt etwa FCB-Präsident Herbert Hainer gelobt. Und auch für Joshua Kimmich ist Kanes Qualität vom Punkt „außergewöhnlich. Es ist schon eine Bank, wenn man sich da so drauf verlassen kann.“
„Es kann passieren.“ (Harry Kane über das Potenzial, mal wieder vom Punkt zu scheitern)
Da stellt sich aus neutraler Sicht schon auch die Frage: Kann Kane überhaupt noch verschießen? „Es kann passieren“, hatte der Routinier zuletzt selbst dazu gemeint – und ergänzt: „Aber hoffentlich hört das nicht so bald auf.“
Allein in seiner Bundesliga-Zeit seit Sommer 2023 hat Kane 14 von 14 Elfmetern verwandelt – zuletzt mal wieder souverän beim 3:0 gegen Werder Bremen gleich zweimal. Das macht allein in dieser Spielzeit 13 von 13 – neunmal in der Liga, viermal in der Champions League.
Die Bundesliga selbst schreibt auf ihrer Website dazu: „Kane ist der erste Spieler seit 25 Jahren mit neun Elfmetertoren in einer Bundesliga-Spielzeit. Der frühere Leverkusen-Keeper Jörg Butt erreichte 1999/2000 ebenfalls neun. Einzig Bayern-Legende Paul Breitner steht mit zehn Strafstoßtoren noch vor Kane (1980/81).“
Lloris vor Augen – und über den Kasten gejagt
Damit kommt Kane so langsam auch ins Fahrwasser von Hans-Joachim Abel. Der frühere Spieler von Fortuna Düsseldorf, des VfL Bochum und Schalke 04 hat zu seiner Zeit all seine 16 Bundesliga-Elfmeter im Netz untergebracht. Kein Akteur hat jemals so eine Bundesliga-Marke aufgestellt. Trifft Kane also seine nächsten drei Bundesliga-Elfmeter, bricht er diese alte Bestmarke.
Um übrigens den letzten Fehlschuss von Kane ausfindig zu machen, muss schon ein ganzes Weilchen zurückgespult werden – genauer gesagt auf den 10. Dezember 2022. Damals bei der Winter-Weltmeisterschaft in Katar war der Stürmer mit der englischen Nationalmannschaft im Viertelfinale gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich gefragt – und zunächst lief auch alles nach Plan. So verwandelte der Kapitän der Three Lions nach 0:1-Rückstand einen Elfmeter gegen Hugo Lloris in der 54. Minute, um in der 84. Minute beim Stand von 1:2 nochmals anzutreten.
Hier versagten dem gebürtigen Londoner Kane allerdings die Nerven. Der Garant feuerte die Kugel in diesem Moment beim Duell mit seinem damaligen Mitspieler von Tottenham Hotspur über die Querlatte, England verpasste die Verlängerung und schied mit hängenden Köpfen aus.
Sein letzter Fehlschuss auf Vereinsebene ist ihm derweil am 12. Oktober des selben Jahres unterlaufen – damals in der Champions League mit den Spurs gegen Frankfurts Kevin Trapp. Bedeutet auch: Im Trikot des FC Bayern ist seine Quote in allen Wettbewerben 100 Prozent.