25 bis 30 Millionen Euro: Frankfurts Kapitalerhöhung soll kleiner als geplant ausfallen 

 

Bei der Mitgliederversammlung am Montag soll die Zustimmung für eine Kapitalerhöhung eingeholt werden. Ursprünglich sollten 66 Millionen Euro generiert werden, doch für diese Größenordnung fehlen die Geldgeber.

Eintracht-Mitglieder entscheiden am kommenden Montag

Die Mitgliederversammlung, die am Montag ab 18 Uhr in der Frankfurter Jahrhunderthalle stattfindet, verspricht große Spannung. Beschlossen werden soll nicht nur eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge – in der Fan- und Förderabteilung von 76 auf 90 Euro -, im Mittelpunkt steht vor allem die im Dezember bereits von den Aktionären der Eintracht Frankfurt Fußball AG abgesegnete Kapitalerhöhung.

Damals teilte die Eintracht in einer Pressemitteilung mit: „Die Hauptversammlung hat einstimmig den seitens Eintracht Frankfurt e.V. eingebrachten Antrag zur Vorbereitung einer aus Sicht des Vorstands notwendigen Kapitalerhöhung beschlossen. Der Umfang der Kapitalerhöhung darf danach die Ausgabe von 368.333 neuer Aktien nicht überschreiten und muss mindestens 179,41 Euro pro Aktie betragen. In der Summe sollen damit bis zu 66 Millionen Euro Kapital aufgenommen werden. Neue Aktionäre müssen sich danach verpflichten, ihr Stimmrecht an Eintracht Frankfurt e.V. zu übertragen.“

Vorstandssprecher Axel Hellmann hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, dass die Kapitalerhöhung kleiner ausfallen wird. Nach kicker-Informationen soll sie sich im Bereich von 25 bis 30 Millionen Euro bewegen. Der e.V. hält 67,89 Prozent der Anteile an der Fußball AG, eine Reduzierung dieser Anteile wird es nicht geben.

Auf der Mitgliederversammlung soll laut Tischvorlage Folgendes beschlossen werden: „Die Beteiligung an der Eintracht Frankfurt Fußball AG darf ohne mehrheitliche Zustimmung der Mitgliederversammlung nicht unter 67 Prozent liegen.“ Das soll vermutlich auch eine Art Beruhigungspille für die Mitglieder sein, eine eigenmächtige Reduzierung der Anteile soll es nicht geben. Rückblick: Bereits am 26. September 2022 hatte die Mitgliederversammlung beschlossen, dass der e.V. mindestens 60 Prozent der Anteile halten muss und kein anderer Aktionär mehr als 24,9 Prozent der Anteile halten darf, um eine Sperrminorität zu verhindern.

Darlehen über etwa 15 Millionen Euro geplant

Mit Blick auf die nun geplante Kapitalerhöhung ist klar, dass der e.V. 67,89 Prozent der neu ausgegebenen Aktien erwerben muss, um seine Anteile nicht zu verwässern. Etwa 15 Millionen Euro sollen über Darlehen finanziert werden. Nicht bekannt ist, ob es darüber hinaus wohlhabende Gönner gibt, die dem Verein Geld spenden.

Wer die Darlehensgeber sind, ist bisher ebenfalls intransparent. Nach kicker-Informationen soll die AG die Darlehen absichern und für die Kapitalkosten (Zinsen) aufkommen. Zurückgezahlt werden sollen die Darlehen unter anderem über eine Erhöhung der Lizenzgebühr, die von der AG an den e.V. für die Nutzung der Marke „Eintracht Frankfurt“ entrichtet wird. Wichtig: Für die Kapitalerhöhung werden keine für den Breitensport oder gemeinnützige Zwecke vorgesehene Mittel aufgewendet.

Seitens der AG soll eine Beteiligungsgesellschaft die übrigen 32,11 Prozent der neu ausgegebenen Aktien erwerben. Ein vorgesehener Investor ist der Eintracht-Fanklub „Business Eagles“. Am Dienstagabend werden die komplexen Pläne zur Kapitalerhöhung interessierten Vereinsmitgliedern von Mitgliedern des AG-Vorstands und e.V.-Präsidiums vorgestellt.

Medien sind bei dieser Diskussionsrunde nicht zugelassen. Der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Mathias Beck, der in den vergangenen Monaten bei der Vorbereitung der Kapitalerhöhung das Zugpferd war, hat sich seit Mitte Januar krankheitsbedingt zurückgezogen. Er wird auch nicht an der Mitgliederversammlung teilnehmen können. Selbst Vertraute wissen momentan nicht, wann Beck zurückkehrt.

War Präsident Beck zu optimistisch?

Beck führte in den vergangenen Monaten Gespräche mit möglichen Kapitalgebern. Ob seine Abstinenz dazu führte, dass die zu beschließende Kapitalerhöhung nun nicht einmal die Hälfte der ursprünglich geplanten 66 Millionen Euro umfasst, ist unklar. Ein Präsidiumsmitglied wies diese Spekulation gegenüber dem kicker zurück. Beck habe die entscheidenden Gespräche vor seiner Erkrankung geführt.

Gemessen an den 67,89 Prozent, die der e.V. an der AG hält, hätten Beck und Co. knapp 45 Millionen Euro auftreiben müssen, um die Kapitalerhöhung über 66 Millionen Euro zu schultern. Dieses Ziel wird nun deutlich verfehlt. Womöglich ist Beck dieses ambitionierte Vorhaben etwas zu optimistisch angegangen.

Sinnvoll ist die Stärkung des Eigenkapitals allemal. Ein höheres Eigenkapital erleichtert nicht nur die Aufnahme von Fremdkapital, es verringert auch den Druck, Spieler verkaufen zu müssen, sollte der internationale Wettbewerb einmal verpasst werden. Wie bei Omar Marmoush, der für eine Sockelablöse in Höhe von 75 Millionen Euro zu Manchester City wechselte, wollen sich die Bosse die Handlungsfreiheit bewahren, erst dann zu verkaufen, wenn die Preisentwicklung eines Spielers ihren Zenit erreicht hat. Ohne den Verkauf des Stürmers wäre die AG in der laufenden Spielzeit auf einen Verlust in Höhe von 30 bis 35 Millionen Euro zugesteuert.

Ein kalkuliertes Risiko

Dieses kalkulierte Risiko zahlte sich aus – im vergangenen Sommer betrug Marmoushs Marktwert nicht mal die Hälfte des nun erzielten Transfererlöses. Um auch in Zukunft mögliche Verluste abfedern zu können, ist eine weitere Erhöhung des Eigenkapitals wichtig. Am Ende der vergangenen Spielzeit lag es bei 51,6 Millionen Euro. Durch die Kapitalerhöhung hätte es um 50 bis 60 Millionen Euro erhöht werden sollen. Nun müssen kleinere Brötchen gebacken werden. Immerhin haben die Marmoush-Millionen den Handlungsdruck – auch in Hinblick auf die Lizenzierung – etwas verringert.

Das letzte Wort zur geplanten Kapitalerhöhung haben am kommenden Montag die Mitglieder. Der entscheidende Tagesordnungspunkt lautet: „4.1. Antrag des Präsidiums auf Zustimmung der Mitgliederversammlung für eine Kapitalerhöhung der Eintracht Frankfurt Fußball AG zur Stärkung des Eigenkapitals der Gesellschaft und der Position von Eintracht Frankfurt e.V. als Hauptaktionär.“ In der aktiven Fanszene, nicht nur bei den Ultras, ist das Thema umstritten. Ob eine Mehrheit zustande kommt, lässt sich schwer einschätzen.

Für das Präsidium steht viel auf dem Spiel. Die FAZ schlussfolgert: „Wenn der Antrag von der Basis abgelehnt würde, den Aktionärsversammlung, Aufsichtsrat und Vereinspräsidium einstimmig gutheißen, dann wäre das so etwas wie ein Misstrauensvotum gegen die gesamte Eintracht-Führung. Und das Präsidium des e.V. wäre gegenüber den Aktionären und den Aufsichtsräten auf das Schwerste diskreditiert, weil es nicht in der Lage gewesen wäre, den gemeinsam gefassten Beschluss durchzusetzen.“ Umso wichtiger ist die Überzeugungsarbeit vor und auf der Mitgliederversammlung.

Kostspieliger Weg in die Spitze

Die mittlerweile sehr hohen Personalkosten in der Fußball AG – 2023/24 waren es 141,4 Millionen Euro, ein Plus von 18,23 Prozent zur Vorsaison – lassen so manchen Fan argwöhnisch werden. Zumal 2023/24 auch die Finanzschulden von 48,6 auf 68,2 Millionen Euro stiegen. Die hohen Transfererlöse der vergangenen Jahre wurden komplett in die Mannschaft reinvestiert. Alle jungen, entwicklungsfähigen Spieler verfügen über langfristige Verträge ohne Ausstiegsklausel.

Den Verzicht auf Ausstiegsklauseln lassen sich Profis und ihre Agenten bezahlen, was zu höheren Kaderkosten führt. Langfristig kann die Eintracht davon profitieren, weil kein Shootingstar unterhalb seines Marktwerts den Verein verlassen kann – siehe Marmoush. Ein Risiko bleibt jedoch, dass bei ausbleibenden Erfolgen die Marktwerte sinken könnten – bei weiterhin hohen Gehältern und Fixkosten.

Die Verantwortlichen stehen vor der Aufgabe, die Mehrheit der Mitglieder davon zu überzeugen, dass die Eintracht diesen kostspieligen Weg gehen und über Eigenkapital absichern muss, um die Chance zu wahren, in der Bundesliga dauerhaft in die Phalanx der Großen eindringen zu können. Ein Scheitern des Antrags zur Kapitalerhöhung würde einen Scherbenhaufen hinterlassen.

 

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