Wie Wirtz zum Elfmeterschützen Nummer 1 wurde und wen er fürchten muss 

 

Beim 5:0-Sieg gegen Salzburg verwandelte Florian Wirtz einen Strafstoß sicher und erklärte danach, wie er sich den Status als Schütze Nummer 1 gesichert hat. Dieser könnte ihm aber schnell streitig gemacht werden.

Aktuell ganz oben in der Hierarchie

Florian Wirtz ist ein seltener Gast in der Mixed Zone der BayArena. Das Rede- und-Antwort-Spiel mit den Journalisten ist nicht die Lieblingsbeschäftigung des 21-jährigen Topstars. Allein die Pflicht-Termine bei den TV-Rechteverwertern lassen sich für ihn nicht so leicht umdribbeln wie viele seiner Gegenspieler.

Doch nach der 5:0-Gala gegen Salzburg in der Champions League, zu der er neben einem überragenden Auftritt zwei Treffer und einen Assist beigesteuert hatte, stellte sich der deutsche Nationalspieler vor die Mikrophone und machte dabei dann auch eine gute Figur, als er zu seinem verwandelten Strafstoß befragt wurde.

„Natürlich habe ich auch mal mein Interesse, Elfmeter zu schießen, hinterlegt.“ (Florian Wirtz)

Ob er als Schütze gesetzt gewesen sei, wurde Wirtz gefragt. „Ich habe mir über die letzte Zeit den ersten Platz fürs Elfmeterschießen ergattert und versuche natürlich, das weiter zu verbessern. Da hilft jeder Elfmeter im Spiel“, antwortete der Rechtsfuß, der dann auf Nachfrage erklärte, wie er sich diesen Status erarbeitet habe.

Die Antwort fiel, typisch Wirtz, nicht großspurig aus, sondern vielmehr amüsant. „Natürlich habe ich auch mal mein Interesse hinterlegt“, sagte der Kreativkünstler unter dem Lachen der Journalisten, „und im Training gezeigt, dass ich das auch gut kann und das trainieren will.“

Einmal traf Wirtz erst im Nachschuss

Wirtz hätte einfach auf seinen Ausnahmestatus und seine formidable Schusstechnik verweisen können, malte aber das Bild vom Bittgesuch an Trainer Xabi Alonso – und skizzierte dabei gleichzeitig seinen Charakter, der von Bodenständigkeit geprägt ist.

Der Strafstoß gegen Salzburg war sein fünfter für die Profis von Bayer 04. Vier verwandelte er direkt, den beim 3:2-Sieg in der Nachspielzeit am 1. Spieltag in Gladbach erst im Nachschuss. Eine gute Bilanz, die ihn aber nicht auf Dauer den obersten Platz in Leverkusens Strafstoß-Hierarchie sichern muss.

Die Bilanz von Konkurrent Palacios ist makellos

Schließlich hat der Angreifer sein derzeitiges Vorschussrecht auch der Tatsache zu verdanken, dass der bisherige Schütze Nummer 1, Exequiel Palacios, nach einer Meniskusoperation im Sommer erst in den vergangenen Wochen wieder in Topform gekommen ist und wieder regelmäßig in der Startelf steht.

Der argentinische Weltmeister hat eine absolut makellose Bilanz vom Punkt vorzuweisen: sechs Treffer bei sechs Versuchen. Alleine drei davon in zwei Partien gegen Bayern München. So traf er vergangene Saison in München in der Nachspielzeit zum 2:2-Endstand. In der Spielzeit zuvor hatte der Mittelfeldspieler beim 2:1-Sieg gegen den Rekordmeister gleich zweimal per Strafstoß eingenetzt.

Wirtz steht also im Kampf um den Schuss vom Punkt unter Zugzwang. Ein Fehlversuch könnte schnell Konkurrent Palacios wieder in der Hierarchie nach oben spülen. Weshalb er gegen Salzburg ganz bewusst die erfolgversprechendste Variante wählte: Wirtz setzte den Ball rechts oben ins Eck. Ein Schuss, den kein Torwart der Welt hält, selbst wenn dieser auf die richtige Ecke spekuliert. Tauchen Torhüter doch tief in die Ecke und springen nicht nach oben ab, um einen hoch geschossenen Ball abzuwehren.

„Ich habe mir vorgenommen dahin zu schießen, wo ich hin geschossen habe. Deswegen bin ich sehr zufrieden“, ordnete Wirtz seine Ausführung ein. Weil er so unabhängig von der (Re-)Aktion des Torhüters ist und sich einzig auf die Qualität seiner Schusstechnik verlassen muss.

Und dass das Vertrauen in seinen rechten Fuß nahezu grenzenlos ist, beweist Wirtz Spiel für Spiel. Mit seinen Dribblings, mit seinen Pässen und eben auch mit seinen Schüssen. So dass Palacios womöglich noch etwas länger auf seinen siebten Strafstoß für Bayer warten muss.

 

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